Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Erankreich. 187 
4. Febr. Beginn der Adreßdebatte im gesetzgebenden Körper. Die Op- 
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21. 
position der Fünf stellt ihre Gegenanträge zum Entwurf der Com- 
mission. Debatte über Polen. Der Sprechminister Billault ant- 
wortet Jules Favre entschieden ablehnend: der gegenwärtige Au- 
genblick sei nicht günstig für das Eintreten in eine Discussion über 
die polnische Frage; Frankreich habe seine alten Sympathien für 
Polen nicht verloren, aber er sei der Ansicht und die Regierung 
mit ihm, daß die Polen mehr von der großmüthigen und liberalen 
Gesinnung des Kaisers von Rußland erwarten dürften, als von 
einem Aufstandsversuch, der nur neues Unglück für das unglückliche 
Land herbeiführen werde. 
„ Adreßdebatte des gesetzgebenden Körpers. Die Opposition der 
Fünf greift die mexicanische Expedition mit großer Entschie- 
denheit an. 
„ Adreßdebatte des gesetzgebenden Körpers. Die Adresse wird 
schließlich mit allen gegen die Stimmen der Fünf angenommen. 
„ Erste französische Depesche nach St. Petersburg zu Gunsten 
Polens und zwar unter Hinweisung auf die Wiener Congreßakte. 
„ Frankreich ergreift die Gelegenheit der russisch-preußischen 
Convention vom 8. Febr., um die Spitze der europäischen Be- 
wegung zu Gunsten Polens gegen Preußen zu richten. Es schlägt 
England den Erlaß einer identischen Note an Preußen vor und 
hofft, daß auch Oesterreich einem solchen Schritte beitreten werde. 
Depesche Drouyn's an den französ. Gesandten in London: 
„.-Die durch die ganz ungewöhnliche Recrutirung in Polen aufgestachelten Un- 
ruhen mußten nothwendig unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die betrübenden 
Vorfälle des Volkswiderstandes gegen eine Maßregel der inneren Verwaltung 
konnten allerdings nur aus dem Gesichtspunkte der Menschlichkeit in Betracht 
gezogen werden; aber das in Petersburg unterzeichnete Abkommen hat dieser 
Krisis unvermuthet einen politischen Charakter gegeben, über den ohne 
allen Zweifel den Cabinetten ein Urtheil zusteht. 
1. März. England und Oesterreich sind dem von Frankreich vorgeschla- 
genen Schritte gegen Preußen nicht beigetreten. 
Circulardepesche Drouyn de Lhuys: „. Die Regierung Ihrer 
britannischen Majestät ist dem Schritte, den zu thun wir geneigt waren, nicht 
beigetreten. Oesterreich seinerseits fühlte sich, während es unsere Anschauung 
theilte, nicht veranlaßt, eine Convention, für welche es Anfangs bloß die So- 
lidarität abgelehnt hatte, officiell zu tadeln. Bei so bewandten Umständen hat 
die kaiserliche Regierung einem Vorschlage, welcher eine Uebereinstimmung vor- 
aussetzte, keine Folge mehr zu geben. Wir haben jedoch Gründe zu der Hoff- 
nung, daß die durch die Unterzeichnung der Petersburger Convention hervor- 
gerufene Wirkung nicht ganz verloren sein wird, und daß die beiden contra- 
hirenden Höfe die Einmüthigkeit der durch dieses Abkommen veranlaßten Be- 
merkungen berücksichtigen werden. Was uns betrifft, so werden wir fortfah- 
ren, den Ereignissen mit jenem Interesse zu folgen, welches einzuflößen sie 
geeignet sind. Unsere Pflichten in dieser Angelegenheit stimmen mit denen 
der anderen Großmächte überein, die sich mit uns in gleicher Lage befinden. 
Die Mühe, welche wir uns gegeben haben, es dahin zu bringen, daß jeder
	        
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