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Schritt der Cabinette einer vorhergehenden Verabredung untergeordnet werde,
legt übrigens Zeugniß von den Gesinnungen ab, die uns bei einer Sache
beseelen, welche unsererseits weder eine besondere Politik, noch ein vereinzeltes
Handeln bedingt.“
17.—19. März. Polendebatte im Senat. Reden des Prinzen Napoleon
und des Sprechministers Billault. Der Senat geht über die ein-
gereichten Petitionen für Polen mit 113 gegen 17 Stimmen zur
DTeeoagesordnung über. .
20. März. Der Kaiser erklärt ausdrücklich seine Zustimmung zu der Rede
Billaults gegen den Prinzen Napollon.
10. April. Frankreich, England und Oesterreich haben sich
zu einem gemeinsamen Schritte gegen Rußland zu Gunsten Polens
geeinigt. (s. England und Oesterreich.)
Französische Depesche an Rußland: „. . Was die Erhebungen
Polens charakterisirt, und was ihnen eine exceptionelle Bedeutung verleiht, ist,
daß sie nichts als das Resultat einer vorübergehenden Krisis darstellen. Wir-
kungen, die fast genau in derselben Weise in jeder Generation sich wiederholen,
können nicht auf rein zufällige Ursachen zurückgeführt werden. Diese periodisch
gewordenen Zuckungen sind das Symptom eines eingewurzelten Uebels, sie
bezeugen die Ohnmacht der Combination, welche man seither ausgesonnen,
um Polen mit der Stellung auszusöhnen, die man ihm gegeben. Anderer-
seits sind diese nur zu häufigen Störungen, so oft sie zum Vorschein kommen,
ein Gegenstand der Besorgniß und der Beunruhigung. Polen, mit seiner
Lage im Mittelpunkte des Festlandes, kann nicht eine Beute der Agitation
sein, ohne daß auch die verschiedenen ihm benachbarten Staaten unter einer
Erschütterung leiden, deren Rückschlag sich in ganz Europa fühlbar macht.
Das ist zu allen Zeiten geschehen, wo die Polen zu den Wassen griffen, und
diese Conflicte — Beweis dessen ist der Conflict, von dem wir in diesem
Augenblick Zeugen sind — haben nicht nur die Folge, daß sie in beunruhi-
gender Weise die Gemüther aufregen, sondern sie können, wenn sie länger
dauern, auch die Beziehungen der Cabinette stören und die beklagenswerthesten
Verwicklungen provociren. Es liegt deßhalb im gemeinsamen Interesse aller
Mächte, eine unaufhörlich wiederkehrende Gefahr definitiv beseitigt zu sehen.
— Mir geben uns gern der Hoffnung hin, daß der russische * Erwägun-
gen, die seine Aufmerksamkeit in so hohem Grade verdienen, mit demselben
Gesühl entgegennehmen wird, wie das ist, welches sie uns eingab. Er wird
sich, wir vertrauen darauf, von den liberalen Absichten beseelt zeigen, von
welchen die Regierung Sr. Maj. des Kaisers Alexander schon so glänzende
Beweise abgelegt, und er wird in seiner Weisheit anerkennen, daß es an der
Zeit sei, sich nach den Mitteln umzusehen, Polen die Bedingungen eines
dauerhaften Friedens zu gewähren.“ .
26.—27. April. Antworten Rußlands auf die Depeschen der drei Mächte
zu Gunsten Polens. (s. Nußland.)
28. „ Der gesetzgebende Körper hat das ganze Budget in vier Sitzungen
erledigt und genehmigt es schließlich mil 240 gegen 7 Stimmen.
1. Mai. Die Agitation für die bevorstehenden Neuwahlen zum ge-
setzgebenden Körper fangen in Paris an lebhaft zu werden.
Der Moniteur erinnert daran, daß Versammlungen von mehr als
20 Personen für die Wahlen gesetzlich verboten seien.