Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

336 Geilage I. 
26./27. Febr. (Württemberg). Debatte der II. Kammer über den von 
der Regierung geforderten außerordentlichen Militärcredit. Mit- 
. theilungen des Ministers von Hügel über die Resultate der Würz- 
burger Ministerconferenz. Die Kammer bewilligt mit 55 gegen 
45 Stimmen die geforderten Credite, „in Erwartung, die Regierung 
werde im Einverständniß mit den mittleren und kleineren Staaten 
Deutschlands alles aufbieten, daß vom deutschen Bund die Rechte 
des Herzogs und des Volkes von Schleswig-Holstein ohne längeren 
Verzug anerkannt und mit allen Mitteln durchgeführt werden.“ 
Ein weiterer Antrag, die Regierung dafür verantwortlich zu machen, 
daß für die nationale Sache wenigstens von jetzt an die äußersten 
Mittel in Anwendung gebracht werden, wird mit 59 gegen 21 Stim- 
men abgelehnt und ebenso der Antrag, dem bundeswidrigen Vor- 
gehen der Großstaaten durch einen engeren Bund der Mittelstaaten 
vorzubeugen und das Aufsgebot der ganzen Wehrkraft zu veranlassen. 
Mit 50 gegen 30 Stimmen wird jedoch beschlossen, „die Ueber- 
zeugung auszusprechen, daß dem bundeswidrigen Vorgehen der deutschen 
Großmächte gegenüber die Rechte Deutschlands und der Herzog- 
thümer wie die eigene Selbständigkeit der deutschen Mittel= und 
Kleinstaaten nur durch ein festes Bündniß derselben unter sich und 
durch die Berufung einer gemeinsamen Volksvertretung der so ver- 
bündeten Staaten gesichert werden können, demgemäß die k. Staats- 
regierung zu ersuchen, für den Abschluß eines solchen Bündnisses 
ihrerseits nach Kräften thätig zu sein.“ 
27. Febr. (Preußen). Das Friedensgericht von Düsseldorf verurtheilt 
auf die Klage des Abg. Nücker den Fiscus zu Nachzahlung der 
Stellvertretungskosten. Erster Fall gerichtlicher Entscheidung in 
dieser Frage. 
„ „ (Hannover)y). Die I. Kammer tritt dem Beschlusse der II. Kam- 
mer bezüglich einer gemischten Kommission für die schleswig-holstei- 
nische Frage bei, aber mit Weglassung der die Anerkennung des 
Herzogs Friedrich enthaltenden Stelle. 
„ „ (Baden). Antrag Bluntschli's auf Reorganisation der I. Kammer. 
„ „ (Dänemark). Der Reichstag vertagt sich wegen der Wahlen 
zum Reichsrath bis zum 8. März. Antwort des Königs auf die 
Adresse beider Thinge des Reichstags: 
„Mein treuer Reichstag! Ich danke euch für eure Meinungsäußerung. 
Ich vertraue auf euch, auf mein treues dänisches Volk. Ich pill feststehen 
und bis zum äußersten ausharren; ich will alles thun um einen Frieden zu 
erlangen, mit welchem Dänemark gedient sein kann. Ich will nicht die 
Aufhebung der bestehenden politischen Verbindung zwischen 
dem Königreich und Schleswig. Ich will ein freier König sein über 
ein freies Volk. Frei ist nur der König, wenn das Land selbständig ist; frei 
ist nur das Volk, wenn der verfassungsmäßige Zustand bewahrt und ent- 
wickelt wird. Ich hofse zum gnädigen Gott, daß man einstmals auf mein 
Grabmal wird setzen können: Kein Herz schlug treuer für Dänemark! Gott 
sei mit euch!“
	        
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