Lanuar bis Kärz 1864. 353
auf seine Schultern gelegt werden, den Wunsch bei ihm hervorrufen, daß Wir
des Vaterlandes heilige Sache opfern sollten. Durch Drohung, Gewalt brau-
chen zu wollen, ließ Unser Vorgänger auf dem Thron sich bewegen, den Her-
zogthümern Holstein und Lauenburg eine besondere Stellung in der Monar-
chie zu geben, und nun nennt man den dadurch nothwendig gemachten Zustand
einen Bruch tractatmäßiger Verpflichtungen. Im Namen dieser Verpflichtungen
vollführt man eine Execution in Holstein und occupirt Schleswig als Pfand.
Unter der Execution in Holstein und unter dem Schutz der Truppen des
deutschen Bundes läßt man der revolutionären gegen Uns gerichteten Bewe-
gung freien Spielraum. Schleswigs Occupation benutzt man dazu, diesen
Landestheil als eine preußische oder österreichische Provinz zu behandeln;
geistliche und weltliche Beamte setzt man massenweise ab; unter nichtssagenden
Behauptungen schleppt man Priester und Obrigkeitspersonen in's Gefängniß
und behandelt sie schlimmer denn simple Verbrecher; das Grabmal über Unsere
tapfern gefallenen Krieger hat man geschändet und niedergebrochen; Unsern
Namenszug hat man auf allen öffentlichen Gebäuden ausgestrichen, den Ge-
brauch der Bezeichnung „Königlich"“ verboten; Danebrog, des Landes alte
Fahne, muß der Aufruhrsfahne von 1848 weichen; die Bestimmungen der
besondern schleswig'schen Verfassung über die Sprachverhältnisse kränkt man
geradezu durch Machtgebot. Auch nicht einmal hier stand der Feind still;
er hat die Königsau überschritten und überschwemmt nun Nord-Jütland!
Noch stehen wir allein! Wir wissen nicht, wie lange Europa ein müßiger
Zuschauer der Gewaltthat, die man gegen Uns und Unser Volk übt, sein
will. Wir wiederholen dem Reichstag Unsere Zusage. Wir sind willig, alles
zu thun, um einen Frieden zu erreichen, mit welchem dem Vaterlande gedient
sein kann; aber das müssen Unsere Feinde wissen, daß die Zeit noch sehr
fern liegt, wo Wir oder Unser Volk dazu genöthigt werden
könnten, Uns einem für Dänemark demüthigenden Frieden
zu unterwerfen. Eures Königs letztes Wort an Cuch und die, welche
Euch gewählt haben, sei Ausdauer! Gott sei mit Euch!"
Der König geht noch am gleichen Tage zur Armee nach Alsen ab.
22. März. (Preußen). Das Staatsministerium macht bekannt, daß die
angedrohte dänische Blokade von Swinemünde bis zum heutigen
Tage nicht zur Ausführung gekommen sei.
„ „ (LPreußen). Geburtstag des Königs. Eine Deputation der
preußischen Volksvereine und der patriotischen Vereinigung überreicht
dem König eine Loyalitätsadresse mit beinahe 100,000 Unterschriften.
Antwort des Königs:
„ . JIch weiß, es ist ein erfreulicher Umschwung eingetreten, und
es sind Erfolge errungen, die auch Ihnen mit zu danken sind. Das beweist
die große Theilnahme und die in so hochherziger Weise durch alle Stände
bewährte Opferwilligkeit für Meine Armee, die sich ihrer Vorfahren würdig
gezeigt hat. Ich fürchte jedoch, diesen Umschwung bewirken nur die Siege
Meines Volkes in Waffen, die sich hoffentlich noch wiederholen werden. Denn
jene Partei, die das Volk wissentlich verwirrt, will gar nicht die Siege der
Armee, durch welche die Sicherheit des Staates und des Thrones bedingt
wird, und so ist es nicht unmöglich, daß wir, wenn dies vorüber, wieder
Zeiten entgegengehen, wie wir sie seit zwei Jahren gekannt haben. Dann wird
es Ihre Aufgabe sein, so fest zusammenzuhalten, wie Siejetzt hier vor Mir stehen."
Der König spricht dem Ministerium seine vollste Zufriedenheit
mit seiner Führung der innern und auswärtigen Angelegenheiten aus.
„ „ (Schweden). Neue Straßentumulte in Stockholm.
23. „ (Oesterreich und Preußen) nehmen die von England vor-
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