Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Dannar bis März 1864. 355 
„4) Die Herzogthümer Schleswig-Holstein haben das Recht, eng mit einander 
verbunden, von Dänemark vollständig getrennt unter ihrem eigenen Fürsten 
zu leben. 2) Jede Entscheidung, die wider den Willen des Volks über sein 
Schicksal getroffen wird, jede Uebereinkunft mit fremden Mächten, die das 
Recht der Herzogthümer preisgibt, ist null und nichtig, ist eine rechtlose 
Gewaltthat und zugleich ein Verrath an den Interessen und der Ehre Deutsch- 
lands. Der nächste Moment wird sie zerreißen und vernichten. 3) Noch 
immer fehlt uns eine geordnete Vertretung der Nation, ein deutsches Parla- 
ment! Deshalb erhebt das Volk unmittelbar seine Stimme. Wir lassen 
nicht ab, die nationalen Forderungen beharrlich auszusprechen, die Inhaber 
der Gewalt zu mahnen und zu warnen. Verhallt jede Mahnung erfolglos, 
so mögen die Schuldigen dem verdienten Geschick anheim fallen."“ 
29. März. (Holstein). Abgeordnete von 71 schleswig-holsteinischen Ver- 
30. 
einen des Landes beschließen in Rendsburg einstimmig, zu erklären: 
„Die souveränen Herzogthümer Schleswig-Holstein haben das Recht, eng 
mit einander verbunden von Dänemark vollständig getrennt unter ihrem 
eigenen Fürsten Herzog Friedrich VIII. zu leben. Jede Entscheidung, die 
gegen den Willen unseres Volks über unser Schicksal getroffen wird, 
jede Uebereinkunft fremder Mächte, die das Recht Preis gibt, ist null und 
nichtig, ist eine rechtlose Gewaltthat und zugleich ein Verrath an den 
Interessen und der Ehre Deutschlands. Festhaltend an unserm Recht 
werden wir solcher Gewaltthat den äußersten Widerstand ent- 
gegensetzen.“ 
„ (Preußen). Das Staatsministerium erklärt, daß die ange- 
drohte dänische Blokade von Stralsund, Wolgast, Barth, Greifs- 
wald und Kammin bis heute nicht ausgeführt weorden sei. 
„ (Griechenland). Definitive Unterzeichnung des Protokolls be- 
hufs Regelung der griechischen Frage durch die Vertreter der fünf 
Großmächte zu London. Auch der Vertreter Griechenlands tritt 
demselben nunmehr bei. 
„ (Schleswigy). Die Preußen eröffnen die erste Parallele gegen 
die Düppeler Schanzen. Fridericia wird von den Oesterreichern 
bloß cernirt. 
„ (Norwegen). Verhandlungen des Storthings über die Pro- 
positionen der Regierung. Bericht und Antrag des Ausschusses, 
dessen Minorität (7 Stimmen) die Unterstützung Dänemarks von 
einer Allianz mit den Westmächten abhängig machen will, während 
die Majorität (8 Stimmen) nur eine Allianz ohne nähere Bedin- 
gung fordert: 
„.. Ocdgleich die große Majorität des norwegischen Volkes sicherlich 
leine nähere politische Verbindung zwischen den vereinigten Reichen (Schweden= 
Norwegen) und Dänemark wünscht, würde doch der Untergang Dänemarks 
in hohem Grade die Theilnahme des norwegischen Volkes erwecken, einmal, 
weil ein verwandtes und durch so viele Bande an uns gekettetes Volk davon 
betrossen werden würde, andererseits weil eine Unterdrückung Dänemarks durch 
die deutschen Mächte die Kraft des nordischen Stammes schwächen würde. Im 
Vertrauen zu der Weisheit des Königs, im Vertrauen zu der norwegischen 
Regierung und im Vertrauen zu dem Manne, dem die Leitung der auswär- 
tigen Angelegenheiten der vereinigten Reiche anvertraut ist (dem Grafen Man- 
derström) enthält sich der Ausschuß, es als ausdrückliche Bedingung für das 
Zustandekommen des Storthing-Beschlusses hinzustellen, daß die Intervention 
23“
	        
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