Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Uebersicht der Ertignisse des Jahrts 1863. 425 
Mehrheit der Aufgeforderten verweigert wurde. Das Volk selbst mußte sich Dutsch- 
vorerst noch gedulden. Allein kaum hatten die Bundestruppen den Beoden 
Holsteins betreten, so brach auch die Ueberzeugung und der ruhige aber 
entschiedene Wille des Volkes mit unwiderstehlicher Macht zu Tage. 
Diie Ausführung der vom deutschen Bunde am 7. December be- 
schlossenen Execution in Holstein war zunächst den Regierungen von Sachsen 
und Hannoerer, in zweiter Linic denjenigen von Oesterreich und Preußen 
übertragen worden. Jene sollten Holstein selbst mit etwa 12,000 Mann 
besetzen, diese dagegen je 5000 Mann an der Gränze als Reserven auf- 
stellen und für den Fall eines Widerstandes ven Seite Dänemarks grö- 
ßere Militärkräfte bereit halten. Am 12. December notifizirten die vier 
Regierungen Dänemark den Beschluß des Bundes und forderten es auf, 
Holstein binnen 7 Tagen zu räumen. Die Antwort konnte nicht zweifel- 
haft sein. So sehr die Dänen auch Lust gehabt hätten und so sehr sic 
sich auch bis zuletzt das Ansehen gaben, als ob sie entschlossen wären, 
den verhaßten Deutschen schon in Holstein einen hartnäckigen Widerstand 
entgegenzusetzen, so kennten sie doch im Ernste nicht daran denken. Am 
6. December schon fand König Christian für gut, die Bekanntmachung 
vom 30. März, die zunächst den Anlaß zu Einleitung der Erecution ge- 
geben hatte, außer Kraft zu setzen und ohne den Eintritt der deutschen 
Bewegung hätte der Bund seinem frühern Verfahren in dieser Angelegen- 
heit gemäß auch ohne allen Zweifel die Execution wieder sistirt. Jetzt 
war es für Dänemark zu spät. Es mußte froh sein, daß am Tage darauf 
vom Bundestage nicht die Occupation, sondern bloß die Cxecution be- 
schlossen wurde. Es begnügte sich, am 19. December auf die Notification 
der Execution mit einem feierlichen Protest zu antworten, verlegte am 
20. December die Zollgränze an die Eider und befahl seinen Truppen, 
sich vor den einrückenden Deutschen ohne Widerstand, aber nur Schritt 
für Schritt hinter die Eider und in die feste Stellung des Danewerks 
zurück zu ziehen. 
Am 23. December überschritten die Bundestruppen die Gränzen 
der Herzogthümer und besetzten langsam vorrückend bis zu Ende des Mo- 
nats das ganze Herzogthum Holstein, indem sie am 29. in Kiel, am 31. 
in Rendsburg einzogen. Kaum hatten sie die Gränzen überschritten, so 
brach das lang verhaltene Nationalgefühl der Bevölkerung auf allen 
Vunkten gewaltig hervor. Schon die erste größere Ortschaft, die von 
den Dänen geräumt wurde, Wandsbeck, proclamirte, noch bevor die Bun-
	        
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