Nord-
amerika.
432 Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1863.
daher furchtbar zerrüttet und um seine Armeen zu ergänzen, mußte es
allmälig so ziemlich die ganze weiße männliche Bevölkerung unter die
Waffen rufen. Auch der Norden mußte die Zukunft mit einer scheren
Nationalschuld belasten und die bisherige Erneuerung seiner Heere durch Frei-
willige wurde immer schwieriger und mußte schließlich als nicht mehr genügend
erkannt werden. Allein er ertrug jene leicht und hatte durch Einführung
der Conseription das Mittel in der Hand, sein Bedürfniß vollkommen
befriedigen zu können. Der Congreß entschloß sich freilich nur ungern dazu
und sie konnte auch in den meisten Staaten nicht vollständig durchgeführt
werden; aber sie diente immerhin als wesentliche Ergänzung der fort-
dauernden freiwilligen Werbung. Die Gesammtzahl der verschiedenen
Armeen der Union dürfte während des ganzen Jahres kaum je unter
300,000 Mann gesunken sein, während der Süden die seinigen wohl
nur mit Mühe auf etwa 200,000 Mann zu erhalten vermochte; die
Conföderation war aber viel leichter im Fall, ihre Kräfte auf jedem belie-
bigen Punkte. des von ihr vertheidigten Gebietes concentriren, zu können,
mußte. und theilweise noch mehr eersglittert. als es durch die Umstände
wirklich geboten war. Unverkennbar aber zog sich das Netz, das die Union
um den Sonderbund zu schlingen bemüht war, immer enger und enger.
Die Blokade der ganzen Ostküste der Südstaaten wurde aufrecht erhalten
und war in der That eine effective: die Baumwolle mochte aufgestapelt,
vom Feinde zerstört werden oder verfaulen, nach Europa gelangte nur
wenig und ebenso unterlag die Zufuhr von Kriegsmaterial wie diejenige
europäischer Manufacturen den größten Schwierigkeiten. Vom Westen aber
wurde die Conföderation nunmehr ganz abgeschnitten, als sich Vicksburg
nach längerer Belagerung endlich- am 4. Juli an General Grant und
Port Hudson am 9. desselben Monats an General Banks ergeben
mußten, so daß die Union den ganzen Lauf des Mississippi bis nach Neu-
Orleans hinunter beherrschte. Im Spätherbst gelang es der Union auch,
so ziemlich ganz Tenessee, um das bisher mit wechselnden Erfolge gekämpft
worden war, in ihre Gewalt zu bekommen. Dagegen führte die Belage-
rung von Charleston, das mit allen Mitteln der Kunst befestigt worden
war und dessen Vertheidigung von dem tüchtigen und entschlossenen Süd-
bundsgeneral Beauregard geleitet wurde, zu keinem wesentlichen Resultate.
Die Entscheidung mußte zwischen Washington und Richmond, wo sich die
Hauptarmeeen beider kriegführenden Theile am Potomac und südlich von