Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Deutschland. 45 
dem unverbrüchlichsten Festhalten an Beseitigung der oben berührten Bestim- 
mungen des Handelsvertrages die feste Absicht verbindet, die Erhaltung des 
Vereines durch alle mit den eingegangenen Verpflichtungen und den politischen 
und materiellen Interessen des Landes vereinbaren Zugeständnisse zu ermög- 
lichen. Muß die Volksvertretung mit Ew. k. Maj. auf das Tiefste beklagen, 
daß die Lage der europäischen Verhältnisse es nicht gestattet, die Mittel, welche 
die Wehrkraft des Landes außer den hiefür regelmäßig erforderlichen Beträgen 
in Anspruch nimmt, auf productivere Weise zu verwenden, so wird sie doch 
nicht anstehen, diejenigen Summen zu bewilligen, die für den Schutz der 
Ehre und Unabhängigkeit des Vaterlandes nothwendig sind... Freudigen 
Herzens spricht die Kammer die Gefühle des Dankes aus, zu welchem Ew. 
Maj. unermüdliche Sorge für das geistige und materielle Wohl Bayerns, die 
dadurch bedingte steigende Wohlfahrt und Zufriedenheit im Innern, die er- 
höhte Geltung und Achtung nach Außen sie verpflichten.“ 
     Der vom Abg. Völk und der Fortschrittspartei gestellte Amendements- 
antrag zur deutschen Frage: 
     „Wir danken Ew. k. Maj. für die Zusage, zu jeder den wahren Bedürf- 
nissen Deutschlands entsprechenden Umbildung der Bundesverfassung kräftig 
mitwirken zu wollen. Zu diesen wahren Bedürfnissen des deutschen Volkes rech- 
nen wir die Herstellung einer aus dessen Mitte hervorgegangenen Volksver- 
tretung, und wir vermochten in der beabsichtigt gewesenen Delegirtenversamm- 
lung eine Befriedigung dieses Bedürfnisses nicht zu erkennen. Das bayerische 
Volk hält mit Ew. k. Maj. fest an der Selbständigkeit Bayerns und 
es ist nicht gewillt, in einem anderen deutschen Staate aufzugehen oder einem 
solchen sich unterordnen zu lassen; wir glauben aber, daß eine den wahren 
Bedürfnissen Deutschlands entsprechende Ausbildung der Bundesverfassung nicht 
zu erreichen sei ohne Unterordnung der deutschen Bundesstaaten 
unter eine, wie immer gebildete Centralgewalt, deren Wirkungs- 
kreis genau begrenzt und nicht weiter ausgedehnt würde, als es die Förde- 
rung der gemeinsamen Interessen im Innern und die Aufrechthaltung der 
Ehre, Sicherheit und Machtstellung nach Außen unumgänglich erheischt. Wie 
dringend nothwendig eine solche, die Möglichkeit raschen Entschließens und 
thatkräftigen Handelns in sich vereinende Gewalt für Deutschland sei, beweist 
gerade jetzt die Haltung, welche dasselbe in der schleswig-holsteinischen Ange- 
legenheit den rechtsverletzenden Schritten Dänemarks gegenüber annimmt“ — 
bleibt, mit 15 Stimmen, da sich die Pfälzer demselben nicht anschließen, in 
der Minorität; 
    ebenso zwei Amendementsanträge zur Handelsfrage, derjenige des Abg. 
Völk und der Fortschrittspartei: „In dem von der k. preuß. Regierung im 
Namen des Zollvereins abgeschlossenen Handelsvertrag vermögen wir eine 
Gefährdung der Unabhängigkeit Bayerns nicht zu erkennen, sind aber mit 
Ew. k. Maj. der Ueberzeugung, daß durch die Vorsorge für die materiellen 
Interessen des Landes, sowie auch in Rücksicht auf die Handelsbeziehungen 
zu Oesterreich, die Bemühungen der Regierung Ew. k. Maj. sich rechtfertigen, 
Abänderung in dem erwähnten Vertrag zu erzielen. Wir wünschen und 
erwarten nichts sehnlicher, als daß die auf Erhaltung und Erweiterung des 
Zollvereins gerichteten Bestrebungen der Regierung Ew. k. Maj. von segens- 
reichem Erfolg begleitet sein mögen. Der Zollverein ist diejenige Schöpfung. 
welche, seitdem das deutsche Volk die Fremdherrschaft von seinem Boden ver- 
jagt hat, bei weitem das meiste zu seiner Einigung und materiellen Kräfti- 
gung beigetragen hat. Eben deshalb können wir aber nicht verhehlen, daß 
sich die lebhafteste Besorgniß der Gemüther bemächtigt hat, seit die noch schwe- 
benden Verhandlungen einen Ausgang genommen haben, welcher den Fort- 
bestand des Zollvereins in Frage stellt und damit nicht nur die bedauerlichste 
Gefährdung der nationalen Interessen, sondern auch eine neue Zerklüftung 
besorgen läßt. Wir würden in der Auflösung des Zollvereins ein National-
	        
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