Full text: Europäischer Geschichtskalender. Vierter Jahrgang. 1863. (4)

Deutschland. 67 
Präsidenten Grafen Hegnenberg-Dur eine Demonstration zu Gun- 
sten der österr. Reformacte. 
23. Aug. (Holstein). Das Sprucheollegium der Universität Kiel er- 
 
klärt sich in einem Rechtsgutachten für die Forderung der deutschen 
Majorität der aufgelösten schleswig'schen Ständeversammlung. 
24.   ,,  Ansprache des Ausschusses des Nationalvereins an die Vereins- 
genossen: 
 
      „Kaum vier Jahre sind verflossen seit dem Wiedererwachen der nationalen 
Bewegung. Anfangs mit geringen Mitteln gegen Schwierigkeiten aller Art 
ankämpfend, gelähmt noch durch den einer vergangenen Zeit angehörenden 
Groll der alten Parteien und vor allem durch die Muthlosigkeit und Gleich- 
giltigkeit eines großen Theils des deutschen Volks, gehemmt durch noch vor- 
handene particularistische Gegensätze auch im Volke, auf das Aeußerste von 
fast allen Regierungen und retrograden Elementen angefeindet, ohne jede 
Stütze als die Gerechtigkeit ihrer Sache hat die nationale Partei täglich an 
innerem Halt gewonnen, mehr und mehr die tüchtigen Kräfte der Nation in 
sich vereinigt und ihre Gegner selbst endlich gezwungen, auf den nationalen 
Boden, welchen sie zuerst verläugneten, wenigstens scheinbar herabzusteigen. 
Heute, in einem Augenblick, wo Preußens Einfluß und Preußens Kraft durch 
den innern Conflict gelähmt sind, sehen wir den Kaiser von Oesterreich wie 
fast alle übrigen deutschen Fürsten laut und offen vor der Nation die gänz- 
liche Unbrauchbarkeit der Bundesverfassung und die höchste Dringlichkeit ihrer 
Ausbesserung im liberalen und nationalen Sinne bekennen und in der alten 
Reichsstadt Frankfurt sich zu persönlichen Berathungen über eine neue Ge- 
staltung der deutschen Gesammtverfassung vereinigen. Die deutsche Frage ist 
officiell auf die Tagesordnung gesetzt. An der Nation ist es, diesmal ihre 
endliche Lösung zu sichern. Täuscht nicht alles, so nahen für uns höchst wich- 
tige, wenn nicht entscheidende Ereignisse. In einer solchen Krisis muß die 
Nation noch fester als bisher sich um das Banner der Freiheit und Einheit 
zusammenschaaren, sich selbst mit den Ereignissen ins Klare setzen, mit Be- 
sonnenheit das Brauchbare annehmen, und das Verderbliche mit Entschlossen- 
heit zurückweisen.  . . . Vor 50 Jahren opferten unsere Väter freudig auf 
Leipzigs Schlachtfeld der Freiheit des Vaterlandes Blut und Leben. Noch 
forderte von uns das Vaterland nur kleine Gaben. Möge die Gedächtniß- 
feier der heiligen Tage des Befreiungsjahres die Söhne gemahnen, in dem 
Ringen der Nation um innere Freiheit und Einheit nicht zu erlahmen, und, 
wenn die Entscheidung naht, es den Vätern gleich zu thun.“ 
25.  ,,  (Fürstencongreß). Baden wahrt sich gegenüber dem österr. 
Promemoria v. 21. d. M. in einer Note an den Grafen Rechberg 
die volle Freiheit seiner Entschlüsse gegenüber den Beschlüssen des 
Congresses: 
       „  . . . Wenn zunächst die großherzogliche Regierung auch mit bereitwil- 
ligem Entgegenkommen und dem redlichen Willen, aus dem k. österreichischen 
Entwurf die möglichst ausgedehntesten Resultate zu gewinnen, in demselben 
nach Maßgabe der von Sr. k. Hoh. bereits abgegebenen Erklärungen eine ge- 
nügende Grundlage für die Verhandlungen erkannt hat, so vermag sie doch 
nicht zuzugeben, daß die Bedenken, welche etwa gegen einzelne Vorschäge des 
Entwurfs von der einen oder der andern Seite gehegt werden sollten, sich 
nicht gegen das System und die leitenden Gedanken richten könnten, 
auf welchen die Construction des Ganzen beruht.. ...Von dieser Auffassung 
ausgehend, kann die großh. Regierung nicht dahin gelangen, zuzugestehen, 
daß es in allen denjenigen Punkten, in welchen es nach reiflicher, gemein- 
samer Prüfung der Aenderungsanträge nicht zu einem anderweitigen Ein- 
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