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Deutschland.
gelassen seien, es stehe also zu erwarten, daß die Landesvertretung Lauenburgs,
da ihre Weigerung, zu jenen Schulden und Kosten herangezogen zu werden,
rechtlich begründet sei, Einsprache dagegen erheben werde. Die angeregte
Garantie des Deutschen Bundes für die demnächstige neue Ordnung
der Landesverhältnisse betreffend, so müsse eine solche entschieden abgelehnt
werden, da Se. Maj. der König sich einer derartigen Controle
nicht unterwerfen werde.“
9. Nov. (Preußen). Eine Depesche Bismarcks an Oesterreich erklärt dem-
selben, daß Preußen nunmehr bereit sei, neuerdings mit ihm über sein
zukünftiges Verhältniß zum Zollverein in Unterhandlungen zu treten.
11. ,, (Holstein). Eine Deputation der städtischen Kollegien von Kiel
überreicht dem Herzog Friedrich eine Adresse gelegentlich des nunmehr
hergestellten Friedens.
Adresse an den Herzog: „... Das Land hält fest an dem Erbfolge-
recht Ew. Hoheit; in diesem Recht erblickt es seine Rettung, in ihm weiß es
die Verbindung mit Deutschland, für welche es Jahrhunderte lang gekämpft
und gelitten hat, am besten gesichert. Die Einleitung geeigneter Schritte um
den so erwünschten Anschluß der Herzogthümern an Deutschland
und zunächst an Preußen in einer Weise herbeizuführen, die einerseits
die Selbständigkeit des Landes dauernd sicher stellt, andrerseits dem Ganzen
zum Nutzen gereicht, überlassen wir vertrauensvoll dem Ermessen Ew. Hoheit.
An uns aber ist es unverbrüchlich zu halten an dem was wir als Recht
erkannt haben.“
Antwort des Herzogs: „ . Die Herzogthümer werden aber in
Zukunft nicht ausschließlich auf sich selbst zu sehen, vielmehr sich stets vor
Augen zu halten haben, was sie dem Gesammtvaterlande und zunächst
Preußen schuldig sind. Was das Land nach dieser Seite hin an Opfern
zu bringen hat, liegt in seinem eigensten Interesse. Vor Allem können die
Herzogthümer, wenn sie die Gunst ihrer Lage und die Kraft ihrer sectüchtigen
Bevölkerung für die nordeutsche Seemacht, deren Wimpel jetzt in diesem
Hafen wehen, verwenden, Großes leisten, aber auch kein deutscher Staat bedarf
mehr als Schleswig-Holstein der maritimen Sicherung. Die Aufrechthaltung
der Unabhängigkeit des Landes gegen Dänemark wird künftig
unser hauptsächliches Augenmerk sein müssen.
12. „ (Hessen-Darnstadt). Die II. Kammer spricht sich in der
Berathung der im vorigen Jahr von der I. Kammer abgelehnten
und nun von der Regierung neuerdings vorgelegten Strafproceß=
ordnung mit 33 gegen 11 Stimmen für die Ueberweisung der
politischen und Preßvergehen an die Schwurgerichte und im weiteren
Verlauf auch für die Beschränkung der Befugnisse der Staatsanwalt-
schaft, in beiden Punkten gegen die Ansicht der Regierung, aus.
12. 14. Nov. Auswechslung der Ratificationen des Wiener Friedens
zuerst in Kopenhagen, dann in Wien und Berlin.
13. Nor. (Holstein). Die Oesterreicher beginnen den Rückzug aus den
Herzogthümern. Die Preußen folgen langsam nach.
(36er Ausschuß). Die geschäftsleitende Commission des 36er
Ausschusses erläßt in Folge des Abschlusses des Wiener Friedens ein
Rundschreiben an sämmtliche Schleswig-Holstein-Vereine Deutschlands,
um ihnen ihre Ansichten über die dadurch geschaffene Lage dar-
zustellen: