Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

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Deutschland. 
gelassen seien, es stehe also zu erwarten, daß die Landesvertretung Lauenburgs, 
da ihre Weigerung, zu jenen Schulden und Kosten herangezogen zu werden, 
rechtlich begründet sei, Einsprache dagegen erheben werde. Die angeregte 
Garantie des Deutschen Bundes für die demnächstige neue Ordnung 
der Landesverhältnisse betreffend, so müsse eine solche entschieden abgelehnt 
werden, da Se. Maj. der König sich einer derartigen Controle 
nicht unterwerfen werde.“ 
9. Nov. (Preußen). Eine Depesche Bismarcks an Oesterreich erklärt dem- 
 
 
selben, daß Preußen nunmehr bereit sei, neuerdings mit ihm über sein 
zukünftiges Verhältniß zum Zollverein in Unterhandlungen zu treten. 
11.  ,,  (Holstein). Eine Deputation der städtischen Kollegien von Kiel 
überreicht dem Herzog Friedrich eine Adresse gelegentlich des nunmehr 
hergestellten Friedens. 
Adresse an den Herzog: „... Das Land hält fest an dem Erbfolge- 
recht Ew. Hoheit; in diesem Recht erblickt es seine Rettung, in ihm weiß es 
die Verbindung mit Deutschland, für welche es Jahrhunderte lang gekämpft 
und gelitten hat, am besten gesichert. Die Einleitung geeigneter Schritte um 
den so erwünschten Anschluß der Herzogthümern  an Deutschland 
und zunächst an Preußen in einer Weise herbeizuführen, die einerseits 
die Selbständigkeit des Landes dauernd sicher stellt, andrerseits dem Ganzen 
zum Nutzen gereicht, überlassen wir vertrauensvoll dem Ermessen Ew. Hoheit. 
An uns aber ist es unverbrüchlich zu halten an dem was wir als Recht 
erkannt haben.“ 
Antwort des Herzogs: „ . Die Herzogthümer werden aber in 
Zukunft nicht ausschließlich auf sich selbst zu sehen, vielmehr sich stets vor 
Augen zu halten haben, was sie dem Gesammtvaterlande und zunächst 
Preußen schuldig sind. Was das Land nach dieser Seite hin an Opfern 
zu bringen hat, liegt in seinem eigensten Interesse. Vor Allem können die 
Herzogthümer, wenn sie die Gunst ihrer Lage und die Kraft ihrer sectüchtigen 
Bevölkerung für die nordeutsche Seemacht, deren Wimpel jetzt in diesem 
Hafen wehen, verwenden, Großes leisten, aber auch kein deutscher Staat bedarf 
mehr als Schleswig-Holstein der maritimen Sicherung. Die Aufrechthaltung 
der Unabhängigkeit des Landes gegen Dänemark wird künftig 
unser hauptsächliches Augenmerk sein müssen. 
12.  „ (Hessen-Darnstadt). Die II. Kammer spricht sich in der 
Berathung der im vorigen Jahr von der I. Kammer abgelehnten 
und nun von der Regierung neuerdings vorgelegten Strafproceß= 
ordnung mit 33 gegen 11 Stimmen für die Ueberweisung der 
politischen und Preßvergehen an die Schwurgerichte und im weiteren 
Verlauf auch für die Beschränkung der Befugnisse der Staatsanwalt- 
schaft, in beiden Punkten gegen die Ansicht der Regierung, aus. 
12. 14. Nov. Auswechslung der Ratificationen des Wiener Friedens 
zuerst in Kopenhagen, dann in Wien und Berlin. 
13. Nor. (Holstein). Die Oesterreicher beginnen den Rückzug aus den 
 
Herzogthümern. Die Preußen folgen langsam nach. 
(36er Ausschuß). Die geschäftsleitende Commission des 36er 
Ausschusses erläßt in Folge des Abschlusses des Wiener Friedens ein 
Rundschreiben an sämmtliche Schleswig-Holstein-Vereine Deutschlands, 
um ihnen ihre Ansichten über die dadurch geschaffene Lage dar- 
zustellen: