Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

Allgemeine Chronik. 15 
bezüglich Erneuerung der Zollvereinsverträge sofort wieder aufzunehmen und 
zwar im Sinne des Handelsvertrags mit Frankreich. 
13. Mai. -(Deutschland. — Anhalt). Conflict des Herzogs mit dem Landtage. 
Der Herzog will die Stände im gegebenen Falle nur als berathende gelten 
lassen und ihres Beiraths unter Umständen entbehren. 
14. „ (Deutschland. — Holstein). Besuch des Herzogs Friedrich beim Kron- 
prinzen von Preußen in Hamburg. Auf der Rückreise wird der Herzog in 
Altona feierlich als Landesherr empfangen und eine weitere offizielle Be- 
grüßung von Seite der Behörden nur durch das Dazwischentreten der Bun- 
descommissäre verhindert. 
„ „ (Türkei. — Donaufürstenthümer). Staatsstreich des Fürsten Couza: 
Wiedereröffnung der Nat.-Versammlung; die Regierung verlangt die Votirung 
des Budgets und des neuen Wahlgesetzes; die Kammer weigert sich mit dem 
gegenwärtigen Ministerium in Unterhandlung zu treten. Die Nat.-Versamm- 
lung wird gewaltsam aufgelöst und das Wahlgesetz der allgemeinen Abstim- 
mung unterzogen. 
15. „ (Preußen) sagt sich in einer Dep. Bismarks an den preuß. Gesandten in 
London entschieden und unumwunden vom Londoner Vertrage los. (s. Dtschld.) 
„ „ (Deutschland. — Mecklenburg). Die Regierung von Mecklenburg- 
Schwerin publicirt eine „revidirte Verordnung über Wilddieberei und Jagd- 
frevel“ auf die bloße Genehmigung der Ritterschaft hin, obgleich das Gesetz 
von der Landschaft auf allen drei letzten Landtagen verworfen worden war. 
17. „ (Londoner Conferenz). Fünfte Sitzung. 
Preußen präcisirt, was die deutschen Bevollmächtigten unter einer 
soliden und dauerhaften Pacificirung verstehen: „Es ist dieß eine Pacification, 
welche den Herzogthümern absolute Garantien böte gegen die Wiederkehr 
jeder fremden Bedrückung, die so in Zukunft jede Ursache von Streitigkeiten, 
von Revolution und Krieg ausschlösse und damit Deutschland diejenige Sicher- 
heit im Norden gewährte, deren es bedarf, um nicht periodisch in denjenigen 
Zustand zu fallen, der den gegenwärtigen Krieg herbeigeführt hat. Diese 
Garantien können nur in einer vollständigen politischen Unabhängigkeit der 
unter sich durch gemeinsame Institutionen eng verbundenen Herzogthümer 
gefunden werden.“ Dänemark erklärt den Vorschlag der deutschen Mächte 
für unannehmbar und weigert sich, ihn auch nur ad referendum zu nehmen. 
18. „ (Preußen). Wrangel wird in den Grafenstand erhoben und im Ober- 
befehl der alliirten Armeen in Schleswig durch den Prinzen Friedrich Karl 
ersetzt. — Unter dem Vorsitze des gew. Ministers v. d. Heydt und der leb- 
haften Unterstützung der Regierung tritt in Berlin ein Comité zu Gründung 
einer Actiengesellschaft für den Bau des Schleswig-Holstein-Canals zu Ver- 
bindung der Ostsee mit der Nordsee zusammen. 
„ „ (Schweden-Norwegen). Bildung eines schwedisch-norwegischen Geschwaders 
bei Gothenburg unter dem Herzog von Ostgothland. 
„ „ (Belgien). Der König lehnt das Programm der clericalen Minister- 
candidaten ab. Das Ministerium zieht sein Entlassungsgesuch zurück. 
21. „ (Deutschland. — Zollverein). Bayern schickt Unterhändler in Sachen 
der Zollvereinsfrage nach Wien und ladet die ihm näher verbündeten Zoll- 
vereinsregierungen zu einer neuen Sonderconferenz nach München ein. 
22. „ (Frankreich). Marschall Pellissier, General-Gouverneur von Algerien, . 
„ „ (Oesterreich). Eröffnung der ersten Generalsynode der evangel. Kirche 
augsburg. und helvet. Bekenntnisses in Wien. 
(Türkei. — Donaufürstenthümer). Allgemeine Volksabstimmung über 
das neue Wahlgesetz zur Nat.-Versammlung: es wird mit großer Mehrheit 
angenommen. 754,148 Stimmberechtigte, 682,621 Ja, 1307 Nein. 
24. „ (Portugal). Die II. Kammer nimmt mit großer Mehrheit den Gesetzes- 
entwurf an, durch welchen die Erblichkeit der Pairswürde abgeschafft wird. 
 
	        
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