Allgemeine Chronik. 15
bezüglich Erneuerung der Zollvereinsverträge sofort wieder aufzunehmen und
zwar im Sinne des Handelsvertrags mit Frankreich.
13. Mai. -(Deutschland. — Anhalt). Conflict des Herzogs mit dem Landtage.
Der Herzog will die Stände im gegebenen Falle nur als berathende gelten
lassen und ihres Beiraths unter Umständen entbehren.
14. „ (Deutschland. — Holstein). Besuch des Herzogs Friedrich beim Kron-
prinzen von Preußen in Hamburg. Auf der Rückreise wird der Herzog in
Altona feierlich als Landesherr empfangen und eine weitere offizielle Be-
grüßung von Seite der Behörden nur durch das Dazwischentreten der Bun-
descommissäre verhindert.
„ „ (Türkei. — Donaufürstenthümer). Staatsstreich des Fürsten Couza:
Wiedereröffnung der Nat.-Versammlung; die Regierung verlangt die Votirung
des Budgets und des neuen Wahlgesetzes; die Kammer weigert sich mit dem
gegenwärtigen Ministerium in Unterhandlung zu treten. Die Nat.-Versamm-
lung wird gewaltsam aufgelöst und das Wahlgesetz der allgemeinen Abstim-
mung unterzogen.
15. „ (Preußen) sagt sich in einer Dep. Bismarks an den preuß. Gesandten in
London entschieden und unumwunden vom Londoner Vertrage los. (s. Dtschld.)
„ „ (Deutschland. — Mecklenburg). Die Regierung von Mecklenburg-
Schwerin publicirt eine „revidirte Verordnung über Wilddieberei und Jagd-
frevel“ auf die bloße Genehmigung der Ritterschaft hin, obgleich das Gesetz
von der Landschaft auf allen drei letzten Landtagen verworfen worden war.
17. „ (Londoner Conferenz). Fünfte Sitzung.
Preußen präcisirt, was die deutschen Bevollmächtigten unter einer
soliden und dauerhaften Pacificirung verstehen: „Es ist dieß eine Pacification,
welche den Herzogthümern absolute Garantien böte gegen die Wiederkehr
jeder fremden Bedrückung, die so in Zukunft jede Ursache von Streitigkeiten,
von Revolution und Krieg ausschlösse und damit Deutschland diejenige Sicher-
heit im Norden gewährte, deren es bedarf, um nicht periodisch in denjenigen
Zustand zu fallen, der den gegenwärtigen Krieg herbeigeführt hat. Diese
Garantien können nur in einer vollständigen politischen Unabhängigkeit der
unter sich durch gemeinsame Institutionen eng verbundenen Herzogthümer
gefunden werden.“ Dänemark erklärt den Vorschlag der deutschen Mächte
für unannehmbar und weigert sich, ihn auch nur ad referendum zu nehmen.
18. „ (Preußen). Wrangel wird in den Grafenstand erhoben und im Ober-
befehl der alliirten Armeen in Schleswig durch den Prinzen Friedrich Karl
ersetzt. — Unter dem Vorsitze des gew. Ministers v. d. Heydt und der leb-
haften Unterstützung der Regierung tritt in Berlin ein Comité zu Gründung
einer Actiengesellschaft für den Bau des Schleswig-Holstein-Canals zu Ver-
bindung der Ostsee mit der Nordsee zusammen.
„ „ (Schweden-Norwegen). Bildung eines schwedisch-norwegischen Geschwaders
bei Gothenburg unter dem Herzog von Ostgothland.
„ „ (Belgien). Der König lehnt das Programm der clericalen Minister-
candidaten ab. Das Ministerium zieht sein Entlassungsgesuch zurück.
21. „ (Deutschland. — Zollverein). Bayern schickt Unterhändler in Sachen
der Zollvereinsfrage nach Wien und ladet die ihm näher verbündeten Zoll-
vereinsregierungen zu einer neuen Sonderconferenz nach München ein.
22. „ (Frankreich). Marschall Pellissier, General-Gouverneur von Algerien, .
„ „ (Oesterreich). Eröffnung der ersten Generalsynode der evangel. Kirche
augsburg. und helvet. Bekenntnisses in Wien.
(Türkei. — Donaufürstenthümer). Allgemeine Volksabstimmung über
das neue Wahlgesetz zur Nat.-Versammlung: es wird mit großer Mehrheit
angenommen. 754,148 Stimmberechtigte, 682,621 Ja, 1307 Nein.
24. „ (Portugal). Die II. Kammer nimmt mit großer Mehrheit den Gesetzes-
entwurf an, durch welchen die Erblichkeit der Pairswürde abgeschafft wird.