Frankreich. 211
schutzzöllnerischen Opposition gegen den Handelsvertrag mit Eng-
land wird mit 182 gegen 50 Stimmen verworfen.
19 Jan. Hr. Drouyn del'Huys ertheilt dem engl. Gesandten, der ihn im
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Auftrag seiner Regierung auffordert, sich mit den Regierungen von
Großbritannien, Oesterreich, Preußen, Nußland und Schweden über
ein gemeinsames Handeln zu der Aufrechthaltung der Bestimmungen
des Vertrags von 1852 und insbesondere zur Sicherung der Inte-
grität der dänischen Monarchie zu verständigen, vorerst eine aus-
weichende Antwort:
„Frankreich hält an dem Vertrag von 1852 fest; das heißt, es ist
unser Wunsch, daß derselbe in Kraft erhalten bleibe. Wir erkennen die
Wichtigkeit der Integrität der dänischen Monarchie für das Gleichgewicht
Europas an, und wir sehen kein anderes Mittel, diese Integrität zu sichern,
als die im Jahr 1852 festgestellte Successionsordnung. Sie verlangen nun
von uns, mit den anderen Theilnehmern des Vertrags uns zu einem gemein-
samen Handeln zum Zwecke seiner Aufrechthaltung zu verständigen. Durch
welche Maßregeln soll dieses Einverständniß und dieses gemeinsame Handeln
verwirklicht werden? Durch diplomatische Mittel? Die haben wir ange-
wandt und sind bereit, sie ferner anzuwenden. Geht Ihr Vorschlag weiter,
etwa, im Nothfall, auf Anwendung von Gewalt, so müssen wir unsere Ant-
wort vorbehalten; wir sagen nicht nein, aber auch nicht ja. .“ Schließlich
behält sich der Minister vor, die directen Befehle des Kaisers einzuholen.
„ Nachwahlen zum gesetzgeb. Körper: Niederlage der Regierung
im Dep. Niederrhein und in Epinal. In Nimes dagegen wird
der Regierungscandidat gewählt (die Wahl aber später vom gesetzgeb.
Körper anullirt).
„ Adreßdebatte des gesetzgeb. Körpers: Das Amendement der Oppo-
sition gegen die Sicherheitsgesetze wird mit 203 gegen 35 Stimmen
verworfen.
„ Adreßdebatte des gesetzgeb. Körpers. Es sind zwei Amendements
bezüglich der Presse gestellt; der zweite wird zurückgezogen, das erste
verworfen.
„ Adreßdebatte des gesetzgeb. Körpers. Das Amendement der
Opposition bezüglich Algier wird mit 222 gegen 18 Stimmen ver-
worfen.
„ Adreßdebatte des gesetzgeb. Körpers: Amendement der Opposition
bezüglich Mexico. Umfassende Rede des Hrn. Thiers. Das Amen-
dement wird mit 201 gegen 47 Stimmen verworfen.
„ Frankreich lehnt den Antrag Englands auf gemeinsame Maß-
regeln zu Aufrechthaltung des Londoner Vertrages und einer materiellen
Unterstützung Dänemarks für gewisse Fälle entschieden ab:
Depesche des Hrn. Drouyn de l'’Huys: „. Der Kaiser erkennt die
Wichtigkeit des Londoner Vertrags für die Aufrechthaltung des Gleichgewichts
und für den Frieden Europas an. Aber die französische Regierung, obwohl
sie dem Zwecke dieses Vertrages volle Rechnung trägt, ist gleichwohl bereit
anzuerkennen, daß die Umstände eine Aenderung desselben fordern können.
Der Kaiser ist stets geneigt gewesen, den Gefühlen und Bestrebungen der
Nationalitäten große Rücksicht zu widmen: Es ist sunmöglich, zu leugnen,
daß das nationale Gefühl und die Bestrebungen der Deutschen auf eine engere
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