Full text: Europäischer Geschichtskalender. Fünfter Jahrgang. 1864. (5)

262 Schweden und Norwegen. 
19./21. März. (Schweden). Erneuerung der Straßencrawalle in Stock- 
holm. 
30. „ (Norwegen). Verhandlungen des Storthings über die Pro- 
positionen der Regierung. Bericht und Antrag des Ausschusses, dessen 
Minorität (7 Stimmen) die Unterstützung Dänemarks von einer 
Allianz mit den (beiden) Westmächten abhängig machen will, während 
die Majorität (8 Stimmen) nur eine Allianz ohne nähere Bezeichnung 
fordert. Nach fünfstündiger Debatte wird mit 109 gegen 2 Stimmen 
die Verwendung der norwegischen Land= und Seemacht nach dem 
Antrage des Ausschusses bewilligt, die Theilnahme Norwegens am 
Kriege jedoch von einer garantirenden Allianz mit 69 gegen 42 Stimmen 
(welche eine Allianz mit England und Frankrcich verlangen) abhängig 
gemacht. Der Ausspruch gegen eine politische Verbindung der drei 
scandinavischen Reiche wird mit 57 gegen 54 Stimmen genehmigt. 
Ausschußbericht: „.. Odgleich die große Majorität des norwegischen 
Volkes sicherlich keine nähere politische Verbindung zwischen den vereinigten Rei- 
chen (Schweden-Norwegen) und Dänemark wünscht, würde doch der Untergang 
Dänemarks in hohem Grade die Theilnahme des norwegischen Volkes erwecken, 
einmal, weil ein verwandtes und durch so viele Bande an uns gekettetes Volk davon 
betroffen werden würde, andererseits weil eine Unterdrückung Dänemarks durch 
die deutschen Mächte die Krast des nordischen Stammes schwächen würde. Im 
Vertrauen zu der Weisheit des Königs, im Vertrauen zu der norwegischen 
Regierung und im Vertrauen zu dem Manne, dem die Leitung der auswär- 
tigen Angelegenheiten der vereinigten Reiche anvertraut ist (dem Grafen Man- 
derström) enthält sich der Ausschuß, es als ausdrückliche Bedingung für das 
Zustandekommen des Storthing-Beschlusses hinzustellen, daß die Intervention 
für Dänemark nur nach Abschluß einer die Reiche sichernden Allianz erfolgen 
solle. Dagegen wird proponirt, daß eine Abschrift des Gutachtens zur Kennt- 
nißnahme von den Anschauungen des Storthings der norwegischen Regierung 
zugesandt werde. Der Ausschuß huldigt den Anschanungen, welche die Regie- 
rungen der vereinigten Reiche nähren, in so fern sie keine Geneigtheit offen- 
bart haben, auf eigene Hand den Kampf zu eröffnen. Ein Krieg, der ohne Ver- 
bündete mit den deutschen Mächten geführt würde, würde schwere Bürden mit 
sich führen und störend auf die Industrie einwirken, während es mehr als 
ungewiß sein würde, ob die Betheiligung Schweden-Norwegens am Kriege 
Dänemark zu einer wirklichen Hilfe gereichen möchte." 
31. „ (Norwegen). Schluß des außerordentlichen Storthings. Thron-- 
rede des Königs: · 
„. .. Ihr habt die Vorschläge angenommen, welche ich Euch Angesichts der 
ernsten Verhältnisse unterbreitete, die Eure Berufung verursachten. Ihr habt 
dadurch kund gegeben, daß Ihr die Anschauung theilt, welche ich rücksichtlich 
der Ansprüche hege, die in der Folge der Entwickelung der Ereignisse unab- 
weislich an uns gestellt werden können. Fort und fort beseelt von dem Ge- 
danken, den vereinigten Reichen, deren Wohlergehen und Glück mein stetes 
Streben ist, die Segnungen des Friedens zu erhalten, werden meine Bemü- 
kanse auch in Zukunft darauf gerichtet sein, in Gemeinschaft mit uns freund- 
chaftlich gesinnten Mächten eine befriedigende Lösung des Streites zu erzielen, 
welcher augenblicklich in unserm Nachbarreiche ausgefochten wird; eingedenk 
der Einigkeit aber, welche zwischen König und Volk herrscht, werden wir auch, 
falls die Umstände es gebieten sollten, uns darauf vorbereitet finden, die Opfer 
darzubringen, welche nothwendig sind, um dem dänischen Volke in seinem 
Kampfe gegen die Uebermacht wirksamen Beistand gewähren zu können." 
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