Allgemeine Chronik. 29
1. Nov. (Deutschland). Die Generalversammlung des Nationalvereins beschließt,
die Frage einer deutschen Centralgewalt (Oberhauptsfrage) dem Entscheid des
Parlaments vorzubehalten und spricht sich für einen bloß maritimen Anschluß
der Herzogthümer an Preußen aus.
„ „ (Deutschland. — Bayern). Conflict zwischen dem Kultusminister und
dem Bischof von Speyer.
„ „ (England) anerkennt das neue Kaiserthum Mexico.
„ „ (Spanien) anerkennt das neue Kaiserthum Merxico.
2. „ (Deutschland. — Nassau). Der Landtag wird vom Herzog „wegen der
von ihm angenommenen Haltung“ aufgelöst und Neuwahlen angeordnet.
Die Fortschrittspartei hält zahlreiche Versammlungen zu Besprechung der Wahlen,
aber außer Landes auf preußischem und darmstädtischem Gebiete; der gou-
vernementalen und clericalen Partei sind dagegen Wahlversammlungen gestattet.
4. „ (Italien). Der Finanzminister Sella legt dem Parlament die verzweifelte
Finanzlage des Landes dar und verlangt die Genehmigung einer Reihe schwerer
Steuererhöhungen so wie die Vorausbezahlung der Grundsteuer für 1865,
um dem drohenden Staatsbankerott zu entgehen.
7.—19. Nov. (Italien). Debatten der Deputirtenkammer über die Verlegung der
Hauptstadt nach Florenz. Der Vorschlag wird schließlich mit 317 gegen 70
Stimmen angenommen. Die Erklärungen der Minister wie die Reden der
Deputirten beweisen übereinstimmend, daß Italien durch die Annahme der
Convention v. 15. Sept. keineswegs auf Rom verzichtet.
7. Nov. (Ver. Staaten). Eröffnung des Congresses des Südbundes in Richmond.
Botschaft des Präsidenten Jesfferson Davis. Der Congreß lehnt die vorge-
schlagene Bewaffnung der Neger ab.
8. „ (Rußland). Ein kais. Ukas hebt den größten Theil der kath. Klöster in
Polen auf.
„ „ (Ver. Staaten). Lincoln wird mit 213 von 234 Stimmen neuerdings
auf 4 Jahre zum Präsidenten der Union gewählt. Vollständige Niederlage
der democratischen Partei. Drei Viertheile des neuen Repräsentantenhauses
und die weit überwiegende Mehrheit des neuen Senates gehören der republi-
canischen Partei an.
„ „ (Türkei. — Donaufürstenthümer). Die Generalrathswahlen sind
vollständig im Sinne der Regierung ausgefallen.
9. „ (Oesterreich). Der Finanzminister schreibt ein Steueranlehen von 25 Mill.
zu sehr drückenden Bedingungen für den Staat aus.
9/11. Nov. (Dänemark). Das Volksthing des Reichsrathes genehmigt den Wiener
Friedensvertrag mit 70 gegen 21 Stimmen, das Landsthing mit 55 gegen
4 Stimmen.
11. Nov. (Oesterreich). Die Regierung verkündet den Kriegszustand gegen den
italienischen Aufstandsversuch in Friaul und bietet zur Verfolgung der Insur-
genten freiwillige Schützen aus Tyrol auf. ,
12/14. Nov. (Deutsch-dänischer Krieg). Auswechslung der Ratificationen des
Wiener Friedens zwischen Dänemark, Preußen und Oesterreich.
12. Nov. (Griechenland). Eine kgl. Votschaft verlangt von der. Nationalver=
sammlung die Modification von zwei Bestimmungen der neuen Verfassung.
Die Versammlung entspricht den Wünschen des Königs nur bezüglich des
einen, minder wichtigen Punktes.
,, „ (Ver. Staaten). Der Unionsgeneral Sherman beginnt mit seiner Armee
von Atlanta aus seinen Zug durch Georgien.
13. „ (Deutschland. — Schleswig-Holstein). Die österr. Truppen be-
innen ihren Rückmarsch aus den Herzogthümern, die preußischen Truppen
folgen langsam nach.
14. „ (Oesterreich). Eröffnung des Reichsraths. Thronrede des Kaisers. Die
öffentliche Meinung spricht sich sehr unbefriedigt über dieselbe aus.