Uebersicht der Ereignisse des Jahres 1864.
Die Geschichte des Jahres 1864 überragt an Bedeutung für
die Entwickelung der europäischen Dinge bei weitem diejenige der
zuletzt vorangegangenen seit 1859 und 1860. Der zu Anfang des-
selben im Norden ausgebrochene Krieg zwischen Oesterreich-Preußen und
Dänemark fällt zwar als solcher nicht allzuschwer ins Gewicht und
ebenso blieb die gegen Ende des Jahres zwischen Frankreich und
Italien abgeschlossene Convention bezüglich Roms vorerst ohne prak-
schen Einfluß auf die Lage des neuen Königreichs jenseits der Alpen.
Allein jener wie diese sind unzweifelhaft die Ausgangspunkte für
eine Reihe von Ereigniffen, die sich theilweise bereits daran geknüpft
haben, und von Thatsachen, die in den nächsten Jahren fast mit
Nothwendigkeit daraus hervorgehen müssen und die allem Anschein
nach dazu bestimmt sind, das bisherige Gleichgewicht der Mächte im
Norden wie im Süden Curopa's wesentlich zu verändern.
Der Beginn des Jahres 1864 fand die deutsche Nation von *
einer so allgemeinen und so heftigen Bewegung ergrissen, wie man land.
es eben noch für ganz und gar unmöglich gehalten hätte. Schon
längst hatte sie es nur widerstrebend ertragen, daß das kleine Volk
der Dänen unter dem Schutz der europäischen Verhältnisse die deutsche
Nationalität der nordalbingischen Herzogthümer in jeder Weise
unterdrücken bemüht war, um der dänischen Minorität im Herzog—
thum Schleswig zum Uebergewicht zu verhelfen und das Land Schritt
für Schritt dem eigentlichen Dänemark einzuverleiben, ohne daß von
Seite des deutschen Bundes irgend welche ernste Schritte geschahen,
diesem Beginnen nachdrücklich zu wehren. Recht und Macht standen
gleichmäßig unzweifelhaft auf Seite Deutschlands und dennoch mußte
es zehn volle Jahre hindurch sich gefallen lassen, wie Dänemark