78
Deutschland.
Werren halten die Liberalen wieder wie die Conservativen zahlreiche
Wahlversammlungen im Lande selbst.
1. Juni. (Oesterreich) gibt Preußen schließlich nach und willigt in die
Einberufung der schlesw.-holst. Stände von 1854 ein.
— „ (Mecklenburg-Schwerin). Cabinetsjustiz: ein ministerielles
Rescript verkündet dem Rath der Stadt Rostock,
es solle von der Forderung, daß der Rath sein eigenes Erkenntniß cassiere
und ein neues Erkenntniß auf Grund der die Theilnahme am Nationalverein ver-
bietenden minist. Verordnung von 1859 — welche vom Rathe für rechtsun-
giltig erklärt worden war — fälle, abgesehen und die eingeleitete Execution wieder
aufgehoben werden. Der Großherzog habe aber das Erkenntniß des Raths
cassiert und das die Mitglieder des Nationalvereins verurtheilende Erkennt-
niß des Polizeidirectors Blanck wiederhergestellt, und es werde demnach
dem Rath bei Strafe einer neuen Execution aufgegeben, diese Ent-
scheidung des Großherzogs den Betheiligten binnen 8 Tagen zu insinuiren.
2. „ (Bayern). II. Kammer: Debatte über Schleswig-Holstein.
Antrag des Ausschusses: „I. An Se. Maj. den König die Bitte zu
richten, derselbe möge in geeigneter Weise dahin wirken: 1) daß dem Volke
in dem deutschen Bundeslande Holstein und in dem damit untrennbar ver-
bundenen Herzogthum Schleswig nicht länger das Recht vorenthalten werde,
unter dem von ihm anerkannten rechtmäßigen Fürsten seine Angelegenheiten
gleich unabhängig wie jeder andere deutsche Bundesstaat selbst zu ordnen;
2) daß demnach die verfassungsmäßige Vertretung des schleswig-holsteinischen
Volkes zur Ausübung ihrer vollen gesetzlichen Wirksamkeit einberufen werde.
II. An Se. Maj. den König ferner die Bitte zu richten, jeder ohne die freie
Zustimmung dieser Landesvertretung oder im Widerspruche mit den Grund-
gesetzen des Bundes erfolgenden Entscheidung über die Zukunft der Herzog-
thümer die Anerkennung zu versagen und dahin zu wirken, daß sie auch vom
deutschen Bunde versagt werde“.
Antrag des (clericalen) Abg. Jörg: „An Se. Maj. den König die
Bitte zu richten, jedenfalls die Angelegenheit der Herzogthümer mit der Lösung
der großen deutschen Frage in unmittelbare Verbindung zu bringen“ (d. h.
nach der Idee der vom Antragsteller herausgegebenen hist.-polit. Blätter Schles-
wig-Holstein Preußen zu überlassen, um dagegen die Aufnahme des österr.
Gesammtstaates in den deutschen Bund zu erzielen).
Rede des Ausschußreferenten v. Hofmann (Anregung der Idee,
die Kriegskosten gegen Dänemark von denjenigen Bundesstaaten, die
an dem Kriege nicht Theil genommen, tragen zu lassen, was indeß
beschlußweise auszusprechen noch verfrüht wäre, weshalb der Ausschuß
es auch nicht in den Antrag aufgenommen habe). Rede v. d. Pford-
tens (gegen Jörg). Die Kammer nimmt den Ausschußantrag mit
allen gegen 2 (clericale) Stimmen, die für den Antrag Jörgs vo-
tiren, an.
7. „ (Oldenburg). Besuch des Großherzogs in Berlin.
3. „ (Bayern). Die I. Kammer stimmt dem Beschlusse der II. Kammer
bez. Schleswig-Holsteins einstimmig bei. Rede des Referenten Fürst
Hohenlohe. Drohung v. d. Pfordtens. („Für uns fragt es sich,
ob, wenn das Bundesrecht des Herzogthums Holsteins nicht gewahrt