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politisch erregten Zeit sind der Vergessenheit überliefert. Das geschichllich ge-
heiligte Band, welches Bayerns Fürsten und Bayerns Volk zu allen Zeiten
geeinigt hat, wird sich in hingebender Liebe zu dem theuren Vaterlande, in
gewissenhafter Achtung der beiderseitigen Rechte. in allseitig treuem Festhalten
an dem Palladium der Verfassung auch fortan bewähren und uns die Kraft
verleihen, alle Gefahren, weiche Bayern bedrohen mögen, unter dem Schutze
Gottes siegreich zu bestehen“.
11. Juli. (Nassau). Allgemeine Landtagswahlen zur II. Kammer. Die
Regierung enthält sich diesmal größtentheils der bei den letzten Wahlen
mit allen Mitteln der Polizei ausgeübten Beeinflussung. Sieg der
Fortschrittspartei: von 24 Wahlen gehören ihr 20 an; 4 Wahlen
fallen auf Clericale, gar keine auf Gouvernementale. Von den 7
das letzte Mal auf Clericale und Gouvernementale gefallenen Wahlen,
die von der Fortschrittspartei wegen gesetzwidrigen Einflusses ange-
fochten, zu den Secessionen in der l. und II. Kammer und damit
zur Auflösung des Landtags Anlaß gegeben hatten, sind nunmehr
6 auf Liberale gefallen. Die Wahlen der Großgrundbesitzer (vom
13. Juli) und der Großindustriellen (vom 15. Juli) zur I. Kam-
mer fallen ebenfalls auf Liberale, so daß auch sämmtliche gewählte
Mitglieder der I. Kammer der liberalen Partei angehören.
„ „ (Schleswig-Holstein). Die beiden Civilcommissäre haben
sich darüber geeinigt, daß sie beide, aber nur beide zusammen, das
Recht besitzen, den Sitzungen der Landesregierung beizuwohnen und
erscheinen an diesem Tage zum ersten Mal in einer solchen.
„ „ (Lübeck). Die von Senat und Bürgerschaft niedergesetzte Com-
mission hat ihre Vorarbeiten für Einführung der Gewerbefreiheit
beendigt und die Ausarbeitung eines diesfälligen Gesetzesentwurfs
begonnen.
13. „ (Schleswig-Holstein). Herzog Friedrich und seine Gemahlin
statten dem durchreisenden Kronprinzen von Preußen in Hamburg einen
Besuch ab.
„ „ (Schleswig-Holstein). Fast täglich erfolgen Austrittserklä-
rungen aus der, überhaupt sehr wenig zahlreichen, sog. nationalen
Partei.
15. „ (Oesterreich) gibt dem preuß. Gesandten in Wien, Hrn. v.
Werther, neue Vermittlungsvorschläge nach Karlsbad mit.
„ „ (Preußen). Hr. v. Bismarck äußert sich in Karlsbad gegen
den franz. Botschafter in Wien, Herzog v. Grammont, ganz unum-
wunden dahin, daß er den Krieg mit Oesterreich wünsche und daß
Preußen mit Güte oder mit Gewalt die Suprematie in Deutschland
erlangen werde.
16. „ Eröffnung des deutschen Schützenfestes in Bremen. Glänzender
Empfang der Amerikaner; Schreiben des Präsidenten Johnson. Be-
schluß, das nächste Fest in Wien abzuhalten.
18. „ (Preußen). Die „Kreuzzeitung“ bezeichnet das Vorgehen Preu-
ßens bezüglich eines Handelsvertrags mit Italien direct als eine