16 Allgemeine Chronik.
10. März. (England). Unterhaus: Vorläufige Debatte über Irland. Gladstone
erkennt, daß hier der Hebel zu suchen ist gegen die Toryregierung.
13.3. (Rom). Der Papst ernennt L. Bonaparte, ein Glied der kais. Familie
von Frankreich, zum Cardinal.
13.3. (Verein. Staaten). Beginn der Prozeßverhandlungen gegen den Prä-
sidenten Johnson vor dem Senat. Das Repräsentantenhaus hat die Anklage
in zehn Punkten formulirt.
14.3. (Italien). Die II. Kammer gibt mit 213 gegen 103 Stimmen die Mahl-
steuer wenigstens im Principe zu.
14.3. (Türkei — Rumänien). Der Präsident und 30 andere Mitglieder der
Kammer beantragen ein Gesetz gegen die Juden, das an Unduldsamkeit alles
bisherige übertrifft.
15.3. (Schweiz). Das Volk des Cantons Neuenburg lehnt eine ihm vom Gr.
Nathe vorgeschlagene Revision der Verfassung mit großer Mehrheit ab.
19.3. (Schweiz). Das Volk des Cantons Thurgau beschließt bei allgemeiner
Abstimmung mit ca. 11 gegen ca. 2000 Stimmen die Revision der Ver-
fassung durch einen Verfassungsrath.
20.3. (England). Unterhaus: Gladstone kündigt bereits seinen Antrag gegen
die irische Staatskirche an.
21.3. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Herrenhaus: Schluß der Debatten über
das Ehegesetz. Große Aufregung. Die Anträge auf Vertagung und auf
Unterhandlungen mit Rom werden verworfen.
22.3. (Frankreich). Unruhen in Bordeaux gegen das neue Militärgesetz.
(Schweiz). Die Wahlen zum Verfassungsrathe ergeben ca. zwei Dritt-
theile Demokraten gegen ein Drittheil Liberale.
23.3. (Deutschland — Nordd. Bund). Eröffnung des Reichstags.
(Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Das Herrenhaus nimmt das Ehegesetz
nach den Beschlüssen des Abg.-Hauses mit unwesentlichen Modificationen an.
23.3. (England). Unterhaus: Gladstone stellt seinen Antrag gegen die irische
Staatskirche.
24.3. (Deutschland — Württemberg). Wahlen zum ersten Zollparlament.
Allianz der Regierungspartei mit den Demokraten gegen die Nationalliberalen,
die (ca. 1/4 aller Wähler zählen) von der Vertretung ganz ausgeschlossen wird.
24.3. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Das Ministerium macht dem Abg.-
Haus seine Vorlagen behufs Beseitigung des Deficits. Dieselben gehen an
eine Commission, die in ihrer Mehrheit mit ihnen nicht einverstanden ist.
24.3. (Oesterreich-Ungarn). Schluß der ersten Session der Delegationen nach
Annahme des ersten gemeinsamen Budgets für 1868.
25.3. (Frankreich). Der gesetzgeb. Körper nimmt auch das neue, übrigens sehr
beschränkte Versammlungsgesetz als Ganzes mit 209 gegen 22 Stimmen an.
26.3. (Schweden). Eine k. Botschaft zeigt dem Reichstage an, daß die in der
Thronrede angekündigte Reorganisation der Armee in dieser Session nicht
mehr werde eingebracht werden.
31.3. (Deutschland — Hessen). Wahlen zum ersten Zollparlament: sämmt-
liche 6 Abgeordnete gehören der nationalliberalen Partei an.
(Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Das Herrenhaus nimmt auch das
Schulgesetz nach den Beschlüssen des Abg.-Hauses mit unwesentlichen Modifi-
cationen an.
1. April. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Der Reichsrath genehmigt ein
Gesetz bez. Reorganisation der politischen Verwaltung.
3.4. (Deutschland — Nordd. Bund). Der Reichstag nimmt mit 119 gegen
65 Stimmen einen Antrag Lasker's an, der die Redefreiheit der Mitglieder
sämmtlicher Landtage und Kammern im ganzen Umfange des Bundes sichern
soll. Zusage Bismarcks bez. Preußen. (Der Bundesrath versagt dem Beschluß
seine Zustimmung.)