18 Allgemeine Chronik.
27. April. (Deutschland — Bayern). Die II. Kammer setzt durch das Budget
die Präsenz des Militärs unter der Fahne thatsächlich auf 1 1/2 Jahre herab.
28.4. (Holland). Die II. Kammer verwirft das Budget des Ministeriums des
Auswärtigen mit 37 gegen 35 Stimmen. Das Ministerium gibt nunmehr
seine Entlassung ein.
29.4. (Deutschland — Nordd. Bund). Finanzielle Gründe bewegen die preuß.
Regierung zu einer nicht unwesentlichen Verminderung der Friedenspräsenz-
stärke des Bundesheers durch starke Beurlaubungen.
30.4. (Deutschland — Zollverein). Zollparlament: Die Mehrheit der süddent-
schen Abgeordneten, 57 Mitglieder (Clericale, Particularisten und Demokraten),
constituiren sich als südd. Fraction, um jeder Ausdehnung der Competenz
des Zollparlaments und überhaupt jede weitere Ausdehnung des Einflusses
Preußens und des nordd. Bundes auf die südd. Staaten abzuwehren.
30.4. (England). Unterhaus: Die erste der Gladstone'schen Resolutionen wird
mit 333 gegen 265 Stimmen angenommen. Disraeli steht vor der Alter-
native eines Rücktritts oder einer Auflösung des Parlaments.
1. Mai (Rußland). Wiederausbruch der Feindseligkeiten mit dem Emir von
Bochara.
1.5. (Schweiz). Die Unterhandlungen mit dem deutschen Zollverein über den
Abschluß eines Zoll- und Handelsvertrages scheitern.
2.5. (Deutschland — Bayern). Die II. Kammer genehmigt das Budget
für 1868/69 ohne alle Steuererhöhung.
3.5. (Deutschland — Preußen). Eine kgl. Cabinetsordre sichert den han-
noverschen Flüchtlingen in Frankreich (Welfenlegion) straffreie Rückkehr in
die Heimat bis zum 1. Juli d. J. zu. Ein Theil derselben macht davon
Gebrauch, die Mehrheit beharrt jedoch.
4.5. (Oesterreich-Ungarn). Der Reichskriegsminister hat sich mit der ungari-
schen Regierung über das neue Wehrgesetz geeinigt: die Einheit der activen
Armee bleibt unangetastet, dagegen soll Ungarn eine nationale Landwehr er-
halten.
4.5. (England). Das Ministerium Disraeli will weder zurücktreten noch das
Parlament auflösen, sondern bleiben, bis nach der neuen Parlamentsreform
gewählt werden kann.
5.5. (Frankreich). Das Pariser Handelstribunal verurtheilt die Pereires in
der Klagesache der Actionäre des Crédit mobilier zu Schadenersatz.
6.5. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Das Subcomité des Budgetausschusses
des Abg.-Hauses verwirft die Vermögenssteuer und will den Staatsgläubigern
eine Steuer von 20. Proc. auflegen.
7.5. (Deutschland — Zollverein). Zollparlament: Die südd. Nationalliberalen
tragen auf eine Antwortsadresse an den König von Preußen an, die südd.
Fraction opponirt aufs entschiedenste dagegen, die Mehrheit sucht einen Bruch
zu vermeiden und geht mit 186 gegen 150 Stimmen zur einfachen Tages-
ordnung über.
7.5. (England). Das Unterhaus nimmt auch die beiden anderen Resolutionen
Gladstone's an. Das regium donum und die Maynoothsubsidie werden in
Frage gestellt.
8.5. (Oesterreich-Ungarn: Ungarn). Das Abg.-Haus erhebt Anstände bez.
die Titulatur des Reichs.
9.5. (Rußland). Gen. Kaufmann schlägt die Bocharen und besetzt Samarkand.
9.5. (Verein. Staaten). Das Repräsentantenhaus beschließt, Arkansas auf
Grund der erfolgten Reconstruction wieder zum Congreß zuzulassen.
10.5. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Fortgang der böhmischen Agitation
durch Massenmeetings u. dgl.
10.5. (Türkei). Thronrede des Sultans bei Eröffnung des neuen Staatsraths:
Religiöse und politische Interessen sollen geschieden werden.