28 Allgemeine Chronik.
— Oct. (Oesterreich-Ungarn: Ungarn). Die ungarische Presse spricht sich nach-
gerade sehr energisch gegen die Umtriebe des rumänischen Ministeriums Bra-
tiano unter den Rumänen Siebenbürgens aus und verlangt, daß Preußen
Ungarn von dieser Seite Ruhe schaffe.
31.10. (Griechenland). Die Zahl der cretischen Flüchtlinge ist stark zusammen-
geschmolzen; ein Theil ist in die Heimat zurückgekehrt, ein größerer den
Seuchen und Entbehrungen erlegen. "
31.10. (Verein. Staaten). Die Thätigkelt des Gesandten in London für einen
Ausgleich mit England bez. der Alabamafrage findet sehr wenig Beifall und
vielfach den entschiedensten Tadel.
1. Nov. (Deutschland — Zollverein). Die Hamburger Gebietstheile bis auf
den Freihafenbezirk werden dem Zollverein einverleibt und dieser erhält damit
seinen territorialen Abschluß.
2.11. (Frankreich). Der Allerseelentag gibt in Paris zu einer kleinen Demon-
stration auf dem Kirchhofe Montmatre zu Ehren des am 3. Dec. 1851 auf
den Barrikaden gefallenen Volksvertreters Baudin Gelegenheit.
3.11. (Frankreich). Einige Blätter eröffnen Subscriptionen für ein Denkmal
zu Ehren Baudins. Die Regierung schreitet ein. Eine Reihe Blätter in Paris
und den Provinzen antworten damit, daß sie nun gleichfalls Subscriptionen
eröffnen; der 2. Dec. wird mehr als je kritisch beleuchtet und verurtheilt.
3.11. (Verein. Staaten). Präsidentenwahl: Die republikanische Partei siegt,
die demokratische unterliegt, Grant und Schuyler Colfax werden mit 206
gegen 88 Stimmen gewählt.
4.11. (Deutschland — Preußen). Eröffnung des Landtags.
6.11. (Deutschland — Preußen). Abg.-Haus: Der Finanzminister legt das
Budget für 1869 vor. Dasselbe zeigt ein Deficit von mehr als 5 Mill. Thlr.,
das indeß aus den vorhandenen Activbeständen gedeckt werden soll. Eine
Denkschrift des Ministers sucht die Thatsache als nicht Besorgniß erregend
darzustellen.
8.11. (Deutschland — Baden). Eine Anzahl Mitglieder der II. Kammer
geben in einer Zusammenkunft in Offenburg ihre Mißstimmung über das
Ministerium Jolly Ausdruck.
9.11. (Deutschland — Nordd. Bund). Preußen schließt wie früher schon
mit Mecklenburg-Schwerin so nun auch mit Mecklenburg-Strelitz eine Militär-
convention ab, welche das Contingent desselben in nähere Beziehungen zu
Preußen bringt.
9.11. (England). Die obersten Gerichtshöfe von England und Schottland er-
klären sich gegen das prätendirte Stimmrecht von Frauen bei den bevorstehen-
den Parlamentswahlen.
9.11. (Spanien). Neue Kundgebungen in Madrid gegen Rom.
9.11. (Rom) setzt die bisherigen Zölle durch Edict sehr wesentlich herab, was
namentlich Italien zu Gute kommt.
10.11. (Spanien). Die provis. Regierung erläßt ein Wahlgesetz für constituirende
Cortes.
11.11. (Spanien). In Madrid wird die Erlaubniß zum Bau einer protestanti-
schen Kirche ertheilt.
11.11. (Türkei). Die heil. Synode in Konstantinopel lehnt alle Vorschläge der
Pforte, um den Begehren der Bulgaren zu entsprechen, ab.
12.11. (Deutschland — Preußen). Abg.-Haus: Löwe regt die Nicht-Erneue-
rung der ablaufenden Cartell-Convention mit Rußland an.
13.11. (Oesterreich-Ungarn: Oesterreich). Der Reichsrath genehmigt das Wehr-
gesetz ohne wesentliche Aenderung, indem er mit großer Mehrheit alle Anträge
auf Herabsetzung der Kriegsstärke von 800,000 Mann und auf Festsetzung
eines Friedensfußes ablehnt und auch auf die Abänderung des Contingents
für die nächsten zehn Jahre verzichtet.