Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunter Jahrgang. 1868. (9)

Allgemeine Chronik. 29 
14. Nov. (Deutschland — Preußen). Abg.-Haus: Lasker beantragt eine 
Resolution, welche die Vermehrung der eigenen Einnahmen des norddeutschen 
Bundes für wünschenswerth erklärt, aber nur, wenn Preußen in demselben 
Verhältnisse entlastet werde. 
14.11.  (Deutschland — Hessen). Der Gemeinderath von Darmstadt tritt für 
den wegen freierer religiöser Ansichten vom Consistorium in Anklagezustand 
versetzten Prediger Mitzenius ein und gibt damit den Anstoß zu neuer Agi- 
tation für eine freiere Klrchenverfassung. 
14.11.  (Spanien). Die vereinigten monarchischen Parteien (Unionisten, Pro- 
gressisten und monarchische Demokraten) erlassen ein Wahlmanifest.  
15.11.  (Frankreich). Die Gerichte verurtheilen die Demonstranten vom 2. d. M. 
und die ersten Zeitungen, die Subseriptionen für Baudin eröffnet haben. 
Die Regierung schreitet darauf gestützt gegen alle Blätter ein, welche die 
Subsepription nicht einstellen. 
15.11.  (Schweiz). Bei den Großrathswahlen in Genf siegen die sog. Indepen- 
denten neuerdings über die Radicalen (Fazy) mit 74 gegen 30 Stimmen. 
Die katholische und die socialistische Partei setzen gar keinen Vertreter durch. 
16.11.  Eine von Rußland angeregte europäische Conferenz beschließt in 
St. Petersburg eine Beschränkung der Sprenggeschosse im Kriege. 
16.11. (Oesterreich-Ungarn). Eröffnung der zweiten Session der Delegationen, 
dießmal in Pesth. 
16.11. (Spanien). Die provisorische Regierung beschließt die Reorganisation der 
während der Revolution gebildeten Nationalgarden (Freiwilligen der Freiheit). 
17.11.  (England). Die Parlamentswahlen für die Städte und Flecken fallen 
weit überwiegend zu Gunsten der Liberalen aus. 
18.11.  (Deutschland — Bayern). Die Landrathsversammlungen erklären sich 
fast alle mit großen Mehrheiten zu Gunsten des Schulgesetzentwurfes der 
Regierung. 
18.11. (Spanien). Auch die republikanische und die carlistische Partei erlassen 
ihre Wahlmanifeste. 
20.11.  (Deutschland — Preußen). Das Abg.-Haus genehmigt mit allen gegen 
20 Stimmen den Antrag Guerards (Fraction der Freiconservativen) auf 
Abänderung des Art. 84 der Verfassung (Redefreiheit der Abgeordneten). — 
Der Antrag Lasker (14. Nov.) wird schließlich abgelehnt. 
20.11.  (Frankreich). Das Tribunal von Ferrand erläßt in der Baudin-Affaire 
ein freisprechendes Urtheil; das von Castres folgt ihm. 
21.11.  (Rom) Der Papst bestätigt nach langem Zögern die Todesurtheile vom 
27. Sept. 
23.11.  (Deutschland — Baden). Die Majorität des Freiburger Domcapitels 
will der Forderung der Regierung, die Liste für die Wiederbesetzung des erz- 
bischöflichen Stuhles zu ergänzen, entsprechen; die römische Curie verhindert es. 
23.11.  (England). Der nordamerikanische Gesandte schließt mit Lord Stanley 
einen Vertrag ab behufs Ausgleichung der Alabamafrage. Ratification vor- 
behalten. 
23.11.  (Italien). Menabrea bricht alle Verhandlungen mit Frankreich bez. einer 
Räumung Roms als vorerst völlig aussichtslos ab.  
23.11.  (Spanien). Die provisorische Regierung verfügt die Auflösung der Frei- 
willigen der Freiheit. 
24.11.  (England). Die Parlamentswahlen in den Grafschaften fallen zu Gunsten 
der Conservativen aus und stellen das Gleichgewicht wenigstens einigermaßen 
wieder her. 
24.11.  (Rom). Monti und Tognetti werden in Rom hingerichtet. 
25.11.  (Deutschland — Nordd. Bund). In Folge der vom Reichstag beschlossenen 
Maßregeln, namentlich des sog. Nothgewerbegesetzes, ist die bisherige Steuer- 
verfassung Mecklenburgs absolut nicht mehr haltbar und der Großherzog legt 
daher dem Landtag die Grundzüge einer neuen vor.