England. 363
die noch vorliegenden Geschäfte in dieser Session so gefördert werden, daß
dann die Auflösung im Herbst erfolgen könne. Auf seinem Widerstand gegen
die irischen Resolutionen sammt und sonders beharre er, weil er in ihrer
Annahme ein schweres Nationalunheil sehen würde. Gladstone verdammt
den Ihrer Maj. ertheilten ministeriellen Rath in scharsen Worten; ein solcher
Nath hätte nur dann gegeben werden können, wenn irgend eine vernünftige
Aussicht vorhanden wäre, daß das neu zu wählende Parlament diese Frage
anders beurtheilen werde als das jetzige. Sei das zu erwarten? (Nein,
nein!) Nein! das glaube er auch, und darum sei er fest entschlossen mit
seinen Resolutionen vorwärts zu gehen. (Lauter Zuruf der Opposition.)
Das weitere werde sich finden. Lowe und Bright wersen den Ministern
in scharfen Worten vor, daß sie sich krampfhast an ihre Aemter fesiklammern.
Dieraeli leugnet das und fordert die Opposition auf, ein Mißtrauensvotum
zu beantragen. Die Neuwahl soll im November stattfinden.
5. Mai. Unterhaus: Die Mittheilung Disraeli's vom vorhergehenden
Tage gibt zu einer neuen Debatte Veranlassung, da die Antwort
der Königin nach der Mittheilung des Herzogs von Richmond im
Oberhause etwas anderes gelautet zu haben scheint, als es Disraeli
darzustellen für gut fand.
Bouverie: Hrn. Disraeli's Taktik gehe darauf hinaus: die Drohung
der Anflösung wie ein Damoklesschwert über dem Hause zu halten, falls ihm
dieses durch eine Abstimmung mißfällig werden sollte. Ein verfassungs-
widrigeres Gebahren gebe es nicht; denn verfassungsmäßig müsse ein Ministe-
rium entweder abtreten oder alsbald zur Parlamentsauflösung schreiten.
Mit gleicher Schärfe äußert sich eine ganze Reihe von Oppositionsmitgliedern,
während die Regierung nur schwache Vertheidiger findet. Schließlich erhebt
sich Disraeli nochmals, um dem Vorwurfe, besonders Hrn. Osbornes's,
entgegenzutreten, daß er den Namen und die Person der Königin auf die
politische Arena herabgezogen habe. Was er erklärt, habe er erklärt mit
ausdrücklicher Erlaubniß J. Maj., und sein J. Maj. ertheilter Nath habe
sich nur auf die vorliegende irische Kirchenfrage bezogen. Der gegebene Fall
sei ein beispielloser und rechtsertige daher wohl die Zögerung des Cabinets
hinsichtlich der Parlamentsauflösung.
„ Das Unterhaus nimmt auch die beiden anderen Resolutionen
Gladstone's bez. der irischen Staatskirche ohne förmliche Abstimmung
an, mit einem Zusatze, der auch das sog. regium donum der schotti-
schen Presbyterianer in Irland und die Subvention für das kath.
Maynooth-Collegium verurtheilt, so daß die Entscheidung über die
spätere Verwendung der Einkünfte der Staatskirche noch eine durch-
aus offene bleiben soll. ·
Die Debatte ist eine sehr gereizte. Disraeli spricht von dem Streit
über die Beute und erblickt in der Debatte den Beweis, daß Gladstone den
Samen der Verwirrung über das Land hin ausgestreut habe, worauf Bright
von Ministern redete, die ihre Königin betrögen und nicht minder schuldig
wären, als Verschwörer gegen ihren Thron: „Wer die Königin in das Vorder-
treffen eines solchen Kampfes drängt, wie er sich jetzt entspinnen mag, wer
auf das irische Volk hinweist und aus diesem Hause hinaus ruft: „Eure
Königin trägt das Banner, um welches wir, die Feinde religiöser Gleichheit
und Freiheit für Irland, uns scharen —“, ich sage, der Minister, der das
thut, ist eines sehr schweren Verbrechens und eines großen Frevels gegen
seine Herrscherin und gegen das Vaterland schuldig.“ Die Opposition begrüßt
diesen Ausfall mit lautem Zuruse. Disrgeli nennt dagegen Bright's