Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neunter Jahrgang. 1868. (9)

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Rom. 
Schaden der Seelen, allenthalben von Tag zu Tag mehr zur Herrschaft 
gelangen und zügellos sich verbreiten, als auch um von Tag zu Tag weiter 
bei den Unserer Sorgfalt anvertrauten christlichen Völkern das Reich des 
wahren Glaubens, der Gerechtigkeit und des wahren Friedens Gottes zu er- 
bauen und zu erweitern. Und indem wir fest auf das so feste und von der 
Liebe geschlungene Band der Einigung vertrauen, durch welches Unsere ehr- 
würdigen Brüder mit Uns und diesem Unsern apostolischen Stuhl auf eine 
wunderbare Weise verbunden sind, da dieselben in all der Zeit Unserer obersten 
Kirchenleitung es nie unterließen gegen Uns und diesen apostolischen Stuhl 
die glänzendsten Beweise der Treue und Liebe und Anhänglichkeit abzulegen, 
so dürsen wir wohl auch fest darauf hoffen, daß, wie andere allgemeine Con- 
cilien in früheren Jahrhunderten, so auch das für das gegenwärtige Jahr- 
hundert von Uns angesagte ökumenische Concil mit Hilfe der göttlichen Gnade 
die reichsten und erfreulichsten Früchte zur größern Ehre Gottes und des 
ewigen Heils der Menschen bringen werde. 
„Aufgerichtet durch diese Hoffnung und angeseuert und getrieben von der 
Liebe Unsers Herrn Jesu Christi, der für das Heil des ganzen menschlichen 
Geschlechts sein Leben hingegeben, können Wir gar nicht anders, als daß Wir 
bei Gelegenheit des künstigen Concils auch an Alle jene Unsere väterlichen 
und apostolischen Worte richten, welche, obwohl sie denselben Herrn Jesum 
Christum als ihren Heiland anerkennen und sich des christlichen Namens 
rühmen, doch den wahren christlichen Glauben nicht bekennen und nach keiner 
Einigung mit der katholischen Kirche streben. Wir beabsichtigen sie mit allem 
Eifer und mit aller Liebe zu ermahnen und aufzumuntern, und sie zu be- 
schwören, doch recht ernstlich darüber nachzudenken und darauf zu achten, ob 
sie auch wirklich auf dem von Jesu Christo vorgezeichneten Wege, der zum 
ewigen Heile führt, sich befinden. 
„Deum dieß kann Niemand antasten oder bezweifeln, daß Jesus Christus 
selbst, um allen menschlichen Generationen die Früchte seiner Erlösung zuzu- 
wenden, auf Erden eine einzige Kirche auf Petrus gegründet hat, welche ist 
die einige, heilige, katholische und apostolische Kirche, und daß Er ihr alle 
nothwendige Gewalt gegeben, um die Hinterlage des Glaubens unversehrt 
und unverletzt zu bewahren, und sie allen Völkern, Geschlechtern und Nationen 
zu überliesern, damit durch die Taufe alle in seinen mystischen Leib eingefügt 
würden, und in ihnen immerdar erhalten und gemehrt würde jenes neue 
Leben der Gnade, ohne welches Niemand ein Verdienst für die Ewigkeit und 
das ewige Leben selbst erwerben kann, und damit eben diese Kirche, welche 
seinen mystischen Leib ausmacht, in ihrem Wesen unerschüttert und unberührt 
bis an's Ende der Zeiten bleibe und lebe, und all ihren Söhnen alle Mittel 
des Heils zu bieten vermöge. Wer aber nun genau darauf Acht gibt und 
nachdenkt, in welcher Lage sich die verschiedenen, unter sich sogar uneinigen, 
religiösen Gesellschaften befinden, welche von der katholischen Kirche getrennt 
sind, die seit Christus dem Herrn und den Zeiten seiner Apostel durch ihre 
rechtmäßigen heiligen Hirten stets jene ihr von Gott übertragene Gewalt 
ausgeübt hat und in der Gegenwart ausübt, der muß sich ven selbst leicht 
überzeugen, daß keine einzelne von jenen Gesellschaften insbesondere, noch alle 
miteinander, die eine und katholische Kirche ausmachen und sein können, 
welche der Herr selbst gegründet und erbaut und von ihr gewollt hat, daß 
sie dieß sei; noch daß man das ein Glied oder selbst nur einen Theil eben 
dieser Kirche irgendwie nennen könne, was sich sichtbar von der katholischen 
Einheit getrennt hat. Denn da diese Gesellschaften jener lebendigen und von 
Gott eingesetzten Antorität entbehren, welche die Menschen die Glaubenssachen 
und die Disciplin der Sitten lehrt, sie leitet und in all den Dingen, welche 
das ewige Heil betreffen, für sie maßgebend ist, so sind diese Gesellschaften 
unter sich in ihrer Lehre stets von einander abgewichen, und diese Beweglich- 
keit und Veränderlichkeit hört bei ihnen auch gar nie auf. Jedermann sieht
	        
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