Full text: Europäischer Geschichtskalender. Zehnter Jahrgang. 1869. (10)

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Türkei- 
Zweigen der Verwaltung die nöthigen Versserungen durchgeführt sind. Der 
Credit beruht auf dem öffentlichen Reichthum, und dieser seinerseits ist das 
Ergebniß der Fortschritte auf den Gebieten des Ackerbaues, des Handels und 
der Industrie. Letztere beruhen hinwieder auf der Ausdehnung der öffentlichen 
Bildung, der Leichtigkeit der commerciellen Geschäfte, der Vermehrung der 
Verkehrsmittel, der intelligenten Ausbeutung der Bodenreichthümer — und 
alle diese sind aufs engste verknüpft mit einer guten Rechtspflege, welche die 
Interessen und Rechte eines jeden in unparteiischer Weise wahrnimmt. Alle 
aufrichtigen und unterrichteten Leute, welche, vertraut mit unserer Vergangen- 
heit, unsere gegenwärtige Lage kennen, werden die außerordentlichen Fortschritte 
nicht läugnen können. Indessen diese Fortschritte selbst müssen--uns anspornen 
in unseren Anstrengungen, auf dieser Bahn nicht nachzulassen. Weit entfernt 
davon, unsere Blicke rückwärts zu richten, müssen wir unser Auge unverrückt 
auf die noch vor uns liegende Strecke gerichtet halten, die wir noch zu durch- 
laufen haben, ehe wir den Stand der großen civilisirten Nationen erreichen. 
Ich empfehle daher ernstlich allen Mitgliedern des Staatsraths, ohne Ansehen 
der Race oder Religion, sowie allen Beamten des Reichs sich als die Kinder 
eines Vaterlandes anzusehen und einmüthig zu arbeiten nach den von mir 
soeben entwickelten Grundsätzen und zum Wohle der Heimath. Bis zu unserem 
nächsten jährlichen Besuch will ich, daß weitere Reformen und alle immer 
möglichen Fortschritte verwirklicht werden. Fest überzeugt, daß die Rechte des 
Einzelnen nur dann wirklich gewährleistet sind, wenn die Rechtspflege wohl 
organisirt ist und die Gesetze pünktlich beobachtet werden, habe ich ausdrücklich 
befohlen, daß in einem besondern Gesetzbuch die Bestimmungen unseres heiligen 
Rechts (Scheri-Scherif) in einer den Bedürfnissen der Zeit angemessenen Weise 
vereinigt werden, daß die Gerichtsverfassung des Reichs vervollständigt und 
die Ausführung aller Reichsgesetze aufs strengste überwacht werde. Schließlich, 
wie ich es Ihnen im vorigen Jahr bei derselben Gelegenheit erklärte, wünsche 
ich, daß ein jeder alle seine Bemühungen für das Glück, die Wohlfahrt und 
den Ruhm des gemeinsamen Vaterlands aufbiete." 
11. Mai. (Rumänien). Eröffnung der II. Kammer. Thronrede des Fürsten. 
14. 
I 
15. 
17. 
„ Der Sultan bestätigt den von Daud Pascha in Paris abgeschlosse- 
nen Eisenbahnvertrag. 
„ (Acgypten). Der Vicekönig einigt sich mit dem Engländer Baker 
über eine nach den Gegenden des weißen Nils mit großen Mitteln zu unter- 
nehmende Expedition behufs Unterdrückung des Negerhandels an einer 
seincr Hauptquellen und gleichzeitige Ausdehnung der Macht des Khedive. 
„ (Candia). Die bichher noch in der Gefangenschaft gehaltenen 
Insurgentenführer werden freigelassen und nach Syra gebracht. 
„ (Serbien). Die seit der Näumung Belgrads schwebende Frage 
der Näumung auch der kleinen Festungen Sakar und Klein-Zwornists 
durch die Türken wird endlich entschieden. Der Sultan ertheilt 
dem Generalgouverneur von Bosnien den Vefehl, die Uebersiedlung 
der Türken aus diesen Orten nach dem jenseitigen Drina-Ufer so- 
fort zu bewerkstelligen. 
„ (Aegypten). Der Vicekönig tritt seine Reise an die Höfe 
der europ. Großmächte an, um die Souveräne zur Eröffnung des Suez- 
canals einzuladen und mit den Regierungen über die Aufhebung resp. 
Modification der Capitulationen zu unterhandeln. Der Vicekönig besucht 
nach einander die Höfe von Florenz, Wien, Berlin, Paris und London.
	        
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