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Türkei-
Zweigen der Verwaltung die nöthigen Versserungen durchgeführt sind. Der
Credit beruht auf dem öffentlichen Reichthum, und dieser seinerseits ist das
Ergebniß der Fortschritte auf den Gebieten des Ackerbaues, des Handels und
der Industrie. Letztere beruhen hinwieder auf der Ausdehnung der öffentlichen
Bildung, der Leichtigkeit der commerciellen Geschäfte, der Vermehrung der
Verkehrsmittel, der intelligenten Ausbeutung der Bodenreichthümer — und
alle diese sind aufs engste verknüpft mit einer guten Rechtspflege, welche die
Interessen und Rechte eines jeden in unparteiischer Weise wahrnimmt. Alle
aufrichtigen und unterrichteten Leute, welche, vertraut mit unserer Vergangen-
heit, unsere gegenwärtige Lage kennen, werden die außerordentlichen Fortschritte
nicht läugnen können. Indessen diese Fortschritte selbst müssen--uns anspornen
in unseren Anstrengungen, auf dieser Bahn nicht nachzulassen. Weit entfernt
davon, unsere Blicke rückwärts zu richten, müssen wir unser Auge unverrückt
auf die noch vor uns liegende Strecke gerichtet halten, die wir noch zu durch-
laufen haben, ehe wir den Stand der großen civilisirten Nationen erreichen.
Ich empfehle daher ernstlich allen Mitgliedern des Staatsraths, ohne Ansehen
der Race oder Religion, sowie allen Beamten des Reichs sich als die Kinder
eines Vaterlandes anzusehen und einmüthig zu arbeiten nach den von mir
soeben entwickelten Grundsätzen und zum Wohle der Heimath. Bis zu unserem
nächsten jährlichen Besuch will ich, daß weitere Reformen und alle immer
möglichen Fortschritte verwirklicht werden. Fest überzeugt, daß die Rechte des
Einzelnen nur dann wirklich gewährleistet sind, wenn die Rechtspflege wohl
organisirt ist und die Gesetze pünktlich beobachtet werden, habe ich ausdrücklich
befohlen, daß in einem besondern Gesetzbuch die Bestimmungen unseres heiligen
Rechts (Scheri-Scherif) in einer den Bedürfnissen der Zeit angemessenen Weise
vereinigt werden, daß die Gerichtsverfassung des Reichs vervollständigt und
die Ausführung aller Reichsgesetze aufs strengste überwacht werde. Schließlich,
wie ich es Ihnen im vorigen Jahr bei derselben Gelegenheit erklärte, wünsche
ich, daß ein jeder alle seine Bemühungen für das Glück, die Wohlfahrt und
den Ruhm des gemeinsamen Vaterlands aufbiete."
11. Mai. (Rumänien). Eröffnung der II. Kammer. Thronrede des Fürsten.
14.
I
15.
17.
„ Der Sultan bestätigt den von Daud Pascha in Paris abgeschlosse-
nen Eisenbahnvertrag.
„ (Acgypten). Der Vicekönig einigt sich mit dem Engländer Baker
über eine nach den Gegenden des weißen Nils mit großen Mitteln zu unter-
nehmende Expedition behufs Unterdrückung des Negerhandels an einer
seincr Hauptquellen und gleichzeitige Ausdehnung der Macht des Khedive.
„ (Candia). Die bichher noch in der Gefangenschaft gehaltenen
Insurgentenführer werden freigelassen und nach Syra gebracht.
„ (Serbien). Die seit der Näumung Belgrads schwebende Frage
der Näumung auch der kleinen Festungen Sakar und Klein-Zwornists
durch die Türken wird endlich entschieden. Der Sultan ertheilt
dem Generalgouverneur von Bosnien den Vefehl, die Uebersiedlung
der Türken aus diesen Orten nach dem jenseitigen Drina-Ufer so-
fort zu bewerkstelligen.
„ (Aegypten). Der Vicekönig tritt seine Reise an die Höfe
der europ. Großmächte an, um die Souveräne zur Eröffnung des Suez-
canals einzuladen und mit den Regierungen über die Aufhebung resp.
Modification der Capitulationen zu unterhandeln. Der Vicekönig besucht
nach einander die Höfe von Florenz, Wien, Berlin, Paris und London.