Full text: Europäischer Geschichtskalender. Chronik und geschichtlicher Überblick der denkwürdigen Jahre 1870 und 1871. Zweiter Band. (11a)

Allgemeine Chronik. 19 
sächlich, der Bischof nur in der Form und auch darin nur unter Vorbe- 
halt nach. 
30. Juni. (Oesterreich-Ungarn: Ungarn.) Die kath. Bischöfe fangen an, sich einer 
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nach dem andern den Beschlüssen des vaticanischen Concils und dem päpstl. 
Unfehlbarkeitsdogma zu unterwerfen. 
. Juli. (Deutschland: Baden.) Das gesammte badische Militärwesen geht nach 
der Militärconvention mit Preußen an dieses über. 
(Oesterreich-Ungarn: Ungarn.) Da die Landtagswahlen weit über- 
wiegend in nationalem und magyarenfeindlichem Sinne ausgefallen sind, so 
wird die Eröffnung des Landtags auf den September verschoben. 
(Italien.) Sämmtliche Ministerien installiren sich in Rom. Der Regie- 
rungssitz ist formell ganz und thatsächlich wenigstens großentheils dahin verlegt. 
(Deutschland: Baden.) Eine landesherrliche Verfügung hebt das bis- 
herige Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten völlig auf. 
(Frankreich.) Die, ziemlich zahlreichen, Ergänzungswahlen zur National- 
versammlung fallen überwiegend republikanisch und gemäßigt aus. Auch die 
Armee stimmt überwiegend in diesem Sinne ab. Dennoch bleibt den monarchi- 
schen Fractionen noch die Majorität in der National-Versammlung von Ver- 
sailles gesichert. 
(Italien.) Der König kommt zu zweitägigem Aufenthalte nach Rom und 
hält einen großartigen Einzug in die Stadt. Die meisten fremden Gesandt- 
schaften siedeln nach und nach auch dahin über. Frankreich allein zögert in 
geradezu demonstrativer Weise. 
(England.) Das Unterhaus hat eine Bill zur Reform des Militärwesens 
durchberathen und genehmigt, welche den Stellenkauf der Offiziere abschafft. 
(Schweiz.) Die Bundesversammlung beschließt, die Frage der Revision der 
Bundesverfassung in einer außerordentlichen Session im November d. J. zu 
behandeln. 
(Frankreich.) Der legitimistische Prätendent Graf Chambord (Heinrich V.) 
besucht, nach längerem Aufenthalte in der Grenze Frankreichs in Brügge, zum 
ersten Mal sein Schloß Chambord und erläßt von da aus ein Manifest an 
die Franzosen, in dem er sich für die Beibehaltung der weißen Fahne der 
Bourbonen (gegen die Tricolore der Revolution und der Orleans) erklärt und 
hierauf nach Frohsdorf zurückkehrt. Die bis dahin betriebene Fusion der 
beiden Branchen wird dadurch fast unmöglich gemacht und selbst unter den 
Legitimisten eine gewisse Spaltung erzeugt. 
(Deutschland: Mecklenburg.) Delegirte der Magistrate der verschiedenen 
Städte des Landes beschließen, sich für Reform der Verfassung an den Groß- 
herzog zu wenden. 
(Frankreich.) Die Nationalversammlung beginnt die Berathung eines 
Gesetzesentwurfs über die Befugnisse der Generalräthe der Departements, das 
dieselben sehr wesentlich erweitert. 
(Deutschland: Preußen.) Ein von sämmtlichen Ministern gegengezeichneter 
Erlaß des Königs befiehlt die Aufhebung der bisherigen kath. Abtheilung im 
Cultusministerium. 
(Frankreich.) Die Nationaldersammlung beginnt behufs Herstellung des 
Gleichgewichts der Finanzen eine Reihe neuer Steuern zu votiren. 
(Oesterreich-Ungarn: Oesterreich.) Die Regierung vertagt den Reichsrath 
auf unbestimmte Zeit. 
(Frankreich.) Mehr als 200 Abgeordnete der Nationalversammlung 
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