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Spanien.
waffenlos in den Comitien, wo die Gewaltthaten einer unvolksthümlichen Re-
gierung und der Dolch ihrer Feinde sie erwarteten. Es ist hier nicht der Ort,
von den Zwangsmitteln, den Komödien, den blutigen Unordnungen zu sprechen,
welche man anwandte, um zu verhindern, daß die spanische Mehrheit ihre
wahre Vertretung im Congreß habe. Die revolutionäre Regierung verschließt
uns die Thüren der Scheingesetzlichkeit, durch welche sie selbst eingesetzt worden.
Dem Herzog von Madrid und der karlistischen Partei bleibt nur noch der
Weg der Waffen Übrig, um die Ehre, die Würde und die Unabhängigkeit der
Nation zu vertheidigen. Der Herzog von Madrid kommt nicht, um einen
langen Bürgerkrieg zu entzünden; durch einen kurzen und entscheidenden
Kampf hofft er das Vaterland zu retten und vielleicht den Weg zu zeigen,
welcher zum Heile der Gesellschaft führt. Der Herzog von Madrid verlangt
angesichts der Welt den Oberbefehl über die Vorhut des großen katho-
lischen Heeres, welches das Heer Gottes, des Thrones, des Eigenthums,
der Familie ist. Der Herzog von Madrid und mit ihm die Mehrheit der
Spanier, ihr Herz zu Gott erhebend und ihre Augen auf das Unglück des
Vaterlandes, auf die Beklemmungen Europa's heftend, rufen ihre Landsleute
auf, um die Fahne sich zu schaaren, auf der die Worte glänzen: Gott, Vater-
land, König; sie wenden sich an die öffentliche Meinung der ganzen Welt und
werden deren mächtigen Beistand erlangen.“
17. April. Der Herzog v. Montpensier erklärt sich nun doch wieder für
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die Thronansprüche des Prinzen Alphons.
Es geschieht dieß in einem für die Oeffentlichkeit bestimmten Briefe an
einen seiner Freunde, den Marques von Campo Sagrado. Nachdem er die
Gründe angegeben, warum er eine Candidatur für die Cortes nicht habe an-
nehmen wollen, schließt der Herzog: „Wenn jedoch inmitten der Conflikte, mit
welchen uns die Zukunft bedroht, durch die unwiderstehliche Kraft der Ereig-
nisse oder auf Grund der herrschenden Gesetze Spanien berufen würde, noch
einmal über seine Geschicke zu verfügen, so glaube ich, daß die constitutionelle,
angestammte und erbliche Monarchie, welche in der Person des jungen Prinzen
Alfonso ihren rechtmäßigen Vertreter hat, allein dem schwergeprüften Spanien
eine breite Grundlage für den Bau seiner modernen und unverjährbaren In-
stitutionen gewähren und unter der Aegide einer starken und geachteten Regie-
rung die wahre Freiheit sichern kann, welche die Bürgschaft aller Fortschritte
und die Ordnung, welche die erste Bedingung aller Freiheiten ist. Ohne
persönliche Ansprüche, ohne einen anderen Ehrgeiz, als den, meine Familie
auf den Stufen des Thrones den Platz einnehmen zu sehen, welchen ihr die
alten Erbfolgegesetze stets angewiesen haben, werde ich nicht gestatten, daß mein
Name irgend einer anderen Partei zur Fahne diene. Paris, 17. April 1872.
Anton v. Orléans.“
„ Beginn des carlistischen Aufstandes. Auf richterlichen Befehl wer-
den in Madrid 8 Mitglieder der carlistischen Centraljunta und ebenso
in den Provinzen die meisten carlistischen Junten verhaftet. Die Re-
gierung schickt Delegirte ab, welche in den Provinzen, wo carlistische
Banden sich zeigen, den Belagerungszustand einführen sollen. Zunächst
wird derselbe in Biscaya und Navarra erklärt. Die Carlisten be-
haupten in einigen kleinen Gefechten das Feld. Diaz de Rada, ein
ehemaliger General der spanischen Armee unter der Königin Isabella,
von Don Carlos zum Oberbefehlshaber der baskischen Provinzen und
Navarra's ernannt, erläßt folgenden Aufruf:
„Spanier! Der König, unser erhabener Herr, hat mich mit folgendem
Schreiben vom 14. April beehrt: „„Mein lieber Rada, die Stunde der Ent-