Full text: Europäischer Geschichtskalender. Siebzehnter Jahrgang. 1876. (17)

Das- deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Jan. 31.) 59 
7. Oktober 1870), etwa 5 Kilometer von Metz zu liegen. Die Vorbereit- 
ungen sind bereits so weit gediehen, daß die energische Inangriffnahme des 
Baues erfolgen kann, sobald die Witterung es erlaubt. Die Fertigstellung 
wird in kürzerer zeit erfolgen, als bei den übrigen Forts, da es so ziemlich 
in der Ebene unweit der Linie Metz-Diedenhofen gelegen ist und also die 
Herbeischaffung des Baumaterials nicht auf große Schwierigkeiten stößt. 
Von den übrigen neuen Werken kann Fort Prinz August von Württemberg 
als vollendet gelten, wogegen der Ausbau des vor der Veste Friedrich Karl 
gelegenen weit ausgedehnten Forts Manstein noch längere Zeit beanspruchen 
wird. Die schon von französischen Zeiten her vorhandenen Befestigungen 
haben größere und geringere Umbauten bezw. Erweiterungen erfahren, welche 
jedoch fast Überall dem Abschlusse nahe sind. Die Armirung mit meist neuen 
Geschützen ist schon seit einiger Zeit vollzogen worden, wie auch sämmtlichen 
Werken eine entsprechende Besatzung zugetheilt ist. 
— Jannar. (Preußen.) In der Diörese Posen ist im Cultur- 
kampf nachgerade eine gewisse Ruhe eingetreten. 
Die Verurtheilung des päpstlichen Geheimdelegaten Kurowski am 
6. Oktober v. Js. zu zweijähriger Gefängnißstrafe und vielleicht ebenso die 
etwas traurige Rolle, welche der genannte Domherr als päpstlicher Delegat 
vor Gericht spielte, haben, wie die „Pos. Z.“ meint, auf den Klerus offen- 
bar tiefen Eindruck gemacht, denn seit jener Zeit sei ungeachtet der eifrigsten 
Nachforschungen der Polizei auch nicht die geringste Spur der Wirksamkeit 
eines Geheimdelegaten entdeckt worden. Zwar solle sich auf der Dominsel 
in Posen eine Centralstelle für die kirchlichen Angelenheiten  befinden, die 
Thätigkeit derselben beschränke sich aber hauptsächlich darauf, von allen Vor- 
gängen unter der Geistlichkeit Akt zu nehmen, und die Diöcesenverwaltung 
sei größtentheils den Dekanen überlassen, die zu diesem Zwecke mit ausge- 
dehnteren Vollmachten versehen sind. Die Diöcesanverwaltung habe sich mit- 
hin gewissermassen in Dekanats-Verwaltungen zerspliltert. 
— Januar. (Bayern.) Da der neue Erzbischof von Bam- 
berg sich weigert, die Priesteramtscandidaten der preußischen Diöcese 
Paderborn ohne weiteres zu weihen, so weist die römische Curie die 
von der preußischen Regierung abgesetzten Bischöfe an, künftig weder 
den Bamberger noch einen anderen Bischof zu bemühen, der Nuntius 
in München werde stets bereit sein, die Priesterweihe den Candi- 
daten aus den fraglichen Diöcesen zu ertheilen. 
„Aufs Neue also bewährt sich die Nuntiatur in München als eine 
werthvolle Position für die Kurie im Kampfe gegen das deutsche Reich. 
Ausländische Bischöfe müßten natürlicherweise Bedenken tragen, solche 
Preußen, die unter Mißachtung der staatlichen Gesetze geistlich werden wollen 
und von vornherein erklären, daß sie den Gesetzen den Krieg erklären, zu 
weihen. Es wäre dies ein Beginnen, welches ihnen von ihren eigenen Re- 
gierungen schwerlich Dank einbringen würde, vielleicht sogar un- liebsame 
plomatische Erörterungen hervorrufen könnte. Der Münchener. Nuntius aber, 
welcher als Stellvertreter des Papstes, des Universalbischofs, handelt, braucht 
vor der bayr. Regierung, welcher er nicht untergeordnet ist, keine Besorgnisse 
zu hegen. Es zeigt sich an einem schlagenden Beweise, wie sehr die Mün- 
chener Nuntiatur dem Vaticanismus zu statten kommt. Wer will sich wun- 
dern, daß clerical erzogene junge Leute die preußischen Gesetze verachten zu 
dürfen glauben, wenn sie in der Hauptstadt des zweitmächtigsten deutschen 
 
	        
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