348 Großbrittannien. (März 17.)
Mißglücken von Gladslone's irischer Universitäls-Borlage. Heute gibt es
wohl Streitfragen zwischen den Parteien, aber keinen Anlaß zu einer Be-
rufung, da das Parlament treu zur Negierung gehalten hat; eine feindliche
Abstimmung liegt nicht vor.
17. März. Während des gangen Monats nimmt die Wahl-
agitation alle Gemüther in Anspruch und zwar in stets steigender
Aufregung. Dabei übertreffen ind ß die Liberalen ihre Gegner, die
sich in ihrem Besitze der Gewalt mehr oder weniger sicher dünken.
Unter den Liberalen aber übertrifft der alte Gladstone in dem, was
er leistet, alle seine Parteigenossen. Auf seiner Reise in Schottland
leistet er geradezu Unglaubliches an Kraft und Ausdauer, aber auch
an Leidenschaftlichkeit, namentlich in seinen Angriffen auf die aus-
wärtige Politik der Regierung und speciell bezüglich Oesterreichs,
dem er bezüglich der Balkanhalbinfel (Bosnien rc.) „die Hände
weg!“ (hands ost) zuruft.
In Midlothian bemerkt er ironisch, daß die Regierung von gewissen
ausländischen Regierungen unterstütyzt wer „Laset ihr.“ fragt er, ein den
Londoner Zeitungen während der leyzten Wochen einen Bericht über die
energische Unterstützung, welche sie von Seiten des österreichischen Kaisers
fand? Sahet ihr, daß der Kaiser Sir Heury Elliot zu sich bitten ließ und
ihm mittheilte, daß eine pestilenzialische Persönlichkeil, ein gewisser Herr
Gladstone, ein Mann sei, welcher die auswärkige Politik Oesterreichs nicht
billige, und wie viel ihm daran liege — in diesen Worten drückte sich der
Kaiser zur Nichischnor des britischen Bolkes und der Mähler von Midlo-
thian aus — daß ihr alle eure Stimmen derart abgebt, um eine Erhaltung
des Cabinets Beaconsfield zu sichern? Je nun, wenn ihr die auswärtige
Politik Oesterreichs — die von Oesterreich stels befolgte Politik — billigt,
so rathe ich euch, dieß in der That zu khun. Wenn ihr wollt, daß eine
österreichische auswärtige Politik im Rathe dieses Landes dominire, so gebt
eure Stimmen ab, wie es euch der Kaiser von Lesterreih empfiehlt. Ich
sage nicht, daß Oesterreich unheilbar ist. Ich hoffe, daß es noch geheilt
werden wird, weil es bessere Institutionen im Innen erlangt hat, und ich
wünsche ihm von Herzen das Beste, da es ehrliche Anstrengungen macht,
seine Schwierigkeiten zu überwinden. Allein ich muß darauf zurücklommen,
was diese Politik gewesen ist. Oesterreich war stets der beharrliche Feind
der Freiheit in jedem Land Europa's. Oesterreich trat Italien unter die
Füße; Oesterreich widerfetzte sich der Einheit Deutschlands; Oesterreich that
alles um die Schöpfung Belgiens zu verhindern; Cesterreich rührte nicht
den Finger für die Regeneration und Constitution Griechenlands. Auf der
ganzen Weltkarte gibt es nicht einen Fleck auf den ihr euren Finger legen
und fagen könnt: „Hier hat Oesterreich Gutes gethan.“ Im Berliner Con-
greß widersehte Ocsterreich sich der Ansdehnung der Freiheit, und darum
sage ich euch: wenn ihr wollt, daß der Geist Cesterraichs im RNathe dieses
Landes vorherrsche, so befolgt in Gottes Namen den Rath des Kaisers.“ Im
Uebrigen eifert Herr Gladslone hier wie überall in seiner Agitation gegen
die „unmenschliche Abart des menschlichen Geschlechts', die Türken, und zeigt
eine Fentschiedene Hinneigung, jedenfalls eine höchst auffallende Schonung
Rußlands, in dessen orientalischer Politik er, wie Rußland selbst glauben
mechen will, nur die Interessen der „Civilisation und des Ggeest ganbe
erkennt