26 kaes bentsche Reich und seine einzeluen Glieder. (Jan. 28—30.)
in die wir durch eine geheime Konvention, der gegenüber man einen Bruch
des zugesicherten Geheimnisses von mir zu erpressen suchte, gebracht waren,
lieferte die Mittel, die übrigen europäischen Kabinete gegen uns zu verhetzen,
ihnen gewissermaßen Anzeige zu machen von unseren Schwächen und von
Fehlern, die diesseits begangen wären, uns — ich kann es nicht anders
nennen — in Paris und in London zu verklagen wegen der russenfreund-
lichen Politik, die wir machten, und es war nicht ohne Erfolg. Ich habe
durch einen Zufall, der im Jahre 1870 stattfand, indem eine Anzahl ge-
heimer französischer Papiere in unsere Hände fiel, Indizienbeweise in die
Hand bekommen für die Verbindungen, di iesi
ie damals von hiesigen Mitgliedern
der Opposition mit der hiesigen französischen Gesandtschaft stattgefunden
haben. (Hört! hört! rechts.) Ich werde das Geheimnis darüber auch ferner
bewahren, weil ich eine Veröffentlichung nicht für nützlich halte. Es sind
seitdem 23 Jahre vergangen und manche politische Auffassung hat sich ge-
ändert, und alle haben in Politik etwas gelernt seitdem; die politische Bil-
dung ist heute eine andere.
Also es war für uns eine bedenkliche, vollkommen isolierte Lage, in
der wir uns bei der damaligen polnischen Debatte in diesen Räumen befan-
den. Beim Beginn der polnischen Insurrektion fand ich in Paris noch
eine so ziemlich wohlwollende Beurteilung; man war dort mehr antiruffisch,
als antipreußisch. Aber, nachdem die Verhandlungen im Abgeordnetenhause
stattgefunden hatten, die gewissermaßen ein Appell des Hauses an das Aus-
land waren in dem Sinne, wie das engliche Sprichwort sagt: Hit him,
he has no friend (haut ihn, er hat keinen Freund), — in der Art wur-
den wir denunziert in Paris, — da wechselte die Auffassung des Kaisers
Napoleon und er fing an, auf uns zu drücken in einer unfreundlichen Weise.
Und daß wir nicht infolge dieser Verhandlungen in diesen preußisch-deutschen
Räumen nachher unter die Schraube einer diplomatischen Pression genommen
worden sind, bei der England, Frankreich und Oesterreich vereinigt waren,
und die nur entweder mit einem schmählichen Rückzug oder mit der Aufgabe
eines Krieges, zu dem Rußland 1863 geneigt war, als Verbündete Rußlands
endigen konnten, das danken wir nur den deutsch-freundlichen Regungen,
die schließlich der alte Lord Russel in England noch hatte. England lehnte
es ab, sich den Absichten Frankreichs anzuschließen. In der Gefahr befanden
wir uns, isoliert und Preußen war damals nicht so stark wie jetzt, wir
hatten den deutschen Bund nicht hinter uns. Ich stand genau an dieser
selben Stelle und wurde in diesen Räumen von der fast einstimmigen Ver-
sammlung mit einer Flut von Hohn und Haß überschüttet, wo ich dachte:
nun da ist der englische und der französische Botschafter doch noch weniger
gehässig und feindlich gegen mich, als meine Landsleute im preußischen Land-
tage. (Hört! hört! rechts. Unruhe links.)
Ja meine Herren, Sie finden das jetzt lächerlich. Sie haben nicht an
meiner Stelle gestanden; Sie haben nicht Tag und Nacht das Gefühl der
Verantwortlichkeit für die Geschicke des Landes umhergetragen, was mich keine
Minute verlassen hat in jener Zeit; seien Sie versichert davon. -
Ich möchte Ihnen zur Bewahrheitung dessen noch von den ungeheuer-
lichen Aktenstößen, die ich, um keinen Irrtum zu begehen, in diesen Tagen
durchgesehen habe, ein paar Telegramme anführen.
Eines ist vom 6. März von dem preußischen Botschafter in London,
Graf Bernstorff: „Baron Brunnow, der heute Lord Russel gesehen, hat
mir eben noch bestätigt, daß das englische Kabinet die verdächtigenden Ab-
sichten Frankreichs durchschaut, und sich nicht von ihm will mit fortreißen
lassen, sondern daß es die Sache Preußens in der polnischen Frage von der