414 Selzien. (Dezember 7.—28.)
im Blämischen als sehr erwünscht bezeichnet. Minister Lejeune
tritt im Namen der Regierung dieser Fassung bei.
7.—9. Dezember. (Geschützfrage.) Kammer: Bei der Be-
sprechung über die Lieferungen des Kriegsmaterials bringt der Abg.
Neujean (Lüttich) die Forderungen der belgischen Großindustriellen
vor, welche auf Beteiligung an den Lieferungen und Uebergehung
Krupps gerichtet sind.
Der Kriegsminister General Pontus betont die Geneigtheit der
Regierung, auf das heimische Gewerbe besondere Rücksicht zu nehmen. Das-
selbe werde keineswegs planmäßig übergangen, denn auf die im vergangenen
Jahrzehnt ergangenen Bestellungen für die Artillerie seien von 21 Millionen
Franken nur 2,7 Millionen auf das Ausland gekommen. Für die Aus-
rüstung der Festungswerke werde möglichst viel im Inlande bestellt werden.
Im Einverständnisse mit Ausländern und nach ausgeschriebener Verdingung
könnten Festungspanzer hier verfertigt werden. Die Lütticher Kanomengleßer
sei zu gewissen Studien angewiesen, namentlich um für Schnellfeuergeschütze
Muster zu liefern und später dieselben selbst anzufertigen, sowie um Stahl-
blöcke im Lande darzustellen. Keineswegs aber könne die Anschaffung von
von Geschützen unterbrochen werden, daher würden schwere Festungs= sowie
Feldkanonen nach wie vor im Auslande bestellt. Uebrigens handle es sich
dabei nur um 400.000 Fr. Es komme darauf an, dieselben Geschütze zu
beschaffen wie die bereits gebräuchlichen. Der Minister erklärt sich entschieden
für Kruppsche Geschütze und verweist auf die erfolgreichen Versuche, die damit
in Belgien vorgenommen worden, sowie auf die damit gemachten Kriegs-
erfahrungen.
Nach sehr erregten Debatten beantragt Neujean folgende
Tagesordnung:
In Erwägung, daß das einheimische Gewerbe sofort zur Lieferung
von Kriegsmaterial zuzulassen ist, geht die Kammer zur Tagesordnung über.
Die Kammer nimmt aber die von der Regierung gebilligte
Tagesordnung der Klerikalen, welche sich von den Mitteilungen des
Kriegsministers befriedigt erklären und das Vertrauen aussprechen,
daß die Regierung für das heimische Gewerbe sorgen werde, mit 65
gegen 35 Stimmen an.
28. Dezember. Der Minister des königlichen Hauses Julius
van Praet x im 81. Lebensjahre.
Er gehörte 1830 zu der Abordnung, welche nach England ging, um
dem damaligen Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg die belgische Krone
anzubieten und war seitdem mit dem Königshause auf das engste verbunden.