496 Monlenuegt#. (Januar 29.—April Mitte.)
Aus Dulcigno wandert fast die gesamte mohamedanische Bevölke-
rung aus.
Die Ursache zur Unzufriedenheit beruht einerseits auf den mißlungenen
Versuchen in Dulcigno aus der dort ansässigen albanesisch-mohammedanischen
Bevölkerung, eine montenegrinische Handelsflotte zu schaffen, andrerseits in
der hiernach energisch betriebenen Slawisierung, namentlich seit die Behörden
bei hohen Geldstrafen die Kinder der Mohamedaner zum Besuche der sla-
wischen Volksschulen zu zwingen suchen. Es verläßt damit die ganze wohl-
habende Bevölkerung die Stadt; ihre Grundstücke werden mit Montenegri-
nern besetzt.
29. Januar. Der erste Erzbischof von Antivari, Simon
Milinovich, leistet zu Rjeka in die Hände des Fürsten den Eid
der Treue.
Nach einer Anfprache in der der Erzbischof — von Herkunft Kroat
— seiner treuen Hingebung an den Thron und die Dynastie und seiner Liebe
zum montenegrinischen Volke Ausdruck gibt, spricht er folgenden Eid:
„Ich schwöre und verspreche vor Gott und den heiligen Evangelien,
daß ich Sr. Hoheit dem Fürsten von Montenegro treu und folgsam sein
werde; ich verspreche, daß ich keine Beziehungen unterhalten noch einer Be-
ratung beiwohnen, daß ich keine Unternehmungen aufmuntern, auch nicht
gestatten werde, daß die mir untergeordnete Geistlichkeit an solchen teilnehme,
welche die öffentliche Ruhe des Staates zu stören geeignet wären.“
„Glas Crnagorza“ betont mit großer Genugthuung die durch diesen
Akt besiegelte Konstituierung der unabhängigen, katholischen Kirche Mon-
tenegros.
Mitte März. (Spannung mit der Türkei.) Nachdem
Ende Februar die Türkei infolge der montenegrinischen Rüstungen
Truppen in Unteralbanien zusammengezogen und den Transport von
Munition aus Antivari nach Rjeka durch türkisches Gebiet unter-
sagt hat, verbietet die Regierung den in Montenegro ansässigen Alba-
nesen den Besitz von Waffen und untersagt die Getreideausfuhr aus
Dulcigno.
Mitte April. (Rüstungen.) Der in Zara erscheinende
„Srpski List“ bringt eine auf authentisch-montenegrinische Quelle
zurückgeführte Mitteilung, in welcher die Thatsache verstärkter mili-
tärischer Vorbereitungen zugegeben wird, hingegen habe Hr. Rakics,
der Vertreter Montenegros in Konstantinopel, von der Pforte in
freundschaftlicher Weise über die Rüstungen befragt, geantwortet,
Montenegro rüste wie alle übrigen großen und kleinen Staaten,
diese Rüstungen bedrohten jedoch niemand, vor allem nicht die Pforte.
Die Korrespondenz fügt hinzu, Montenegro richte sein Verhalten
ganz nach Rußland; da dieses mit der Türkei keinen feindlichen
Zusammenstoß haben werde, so halte es auch Montenegro ebenso.
Die Rüstungen wendeten ihre Spitze gegen eine ganz andere Seite.