Griechenland. (März 22.—Mai Ende.) 499
von zusammen 35 Mill. Drachmen. Der Vertrag mit den be-
treffenden Bankhäusern wird am 3. Juni unterzeichnet.
22. März. Ministerpräsident Trikupis legt eine Anzahl Ge-
setzesvorlagen, betreffs der Heeres-Reorganisierung, vor.
Dieselben betreffen hauptsächlich die Verlängerung der Dienstzeit, die
Festsetzung einer Altersgrenze für den Rücktritt der Offiziere und die Orga-
nifierung der Kadres für die Territorial-Armee und die Reserve.
5.—9. April. Budgetdebatte.
Der Bericht des Budgetausschusses weist nach, daß für die
schlechte Finanzlage nicht das gegenwärtige Ministerium verantwortlich sei
und bekämpft die Idee, die Verbindlichkeiten Griechenlands durch Einstellung
der Schuldamortifierung zu verletzen, als nationale Schmach. Der Gegen-
bericht der Ausschuß-Minderheit erblickt eine finanzielle Rettung nur in
der Verminderung der Ausgaben, da die produktiven Kräfte des Landes nicht
ausreichend seien, um die von der Regierung verlangten Steuern aufzu-
ringen. v
Trikupis wirft den Mitgliedern der Opposition vor, den Bankerott
beantragt zu haben, und behauptet, daß die beantragten Reduktionen die
Armee und den öffentlichen Dienst desorganisieren würden, ohne die Lage zu
verbessern. Nur die von der Regierung vorgeschlagenen Maßnahmen werden
die Finanzlage Griechenlands verbessern, welches die verlangten Steuern er-
tragen könne. Delyannis versucht die Ausführungen Trikupis zu widerlegen.
Bei der Abstimmung billigt die Kammer die Finanzpolitik
der Regierung mit 77 gegen 38 Stimmen.
27. April. Ein königlicher Erlaß bewilligt für die Fertig-
stellung der Arbeiten am Kanal von Korinth eine Frist bis zum
Jahre 1891.
Mai. Der König mit der Königin und dem Kronprinzen
durchreist den Peloponnes und wird überall mit großer Begeisterung
und Herzlichkeit empfangen.
10. Mai. (Kreta.) Der Sultan dankt der griechischen Re-
gierung für ihre Bemühungen um die Beruhigung der Aufregung
auf Kreta.
29. Mai. (Kriegsgericht.) Der Revisionsgerichtshof ver-
wirft das Urteil des Kriegsgerichts wider die der Desertion bei der
vorjährigen Truppenzusammenziehung an der türkischen Grenze an-
geklagten Offiziere und überweist die Sache einem anderen Gerichts-
hofe zur erneuten Behandlung.
Das am 30. April gefällte Urteil lautete gegen die Hauptleute Orest
Pinios und Petros Lalos, ferner gegen den Lieutenant Papakaralambo auf
Tod nach vorausgegangener Degradation; die übrigen Angeklagten wurden
freigesprochen. Die Offiziere hatten erklärt, sie seien von den Türken in
einen Hinterhalt gelockt worden, während sie wegen eines Waffenstillstandes
unterhandeln zu sollen meinten.
Ende Mai. Eine von der griechischen Regierung an die Groß-
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