188 Spanien. (November 2. Hälfte—Dezember 11.)
polen 2c. einen Rückgang von nahezu 44 Millionen in Anschlag gebracht.
Möglich, daß dies nach dem verhältnismäßig günstigen Ergebnisse der letzten
Monate etwas hoch gegriffen ist, und daß sich der mit 16,000 Peseten in
Rechnung vorgesehene Ueberschuß der Einnahmen über die Ausgaben am
Jahresschluß etwas höher stellen wird; aber es darf nicht übersehen werden,
daß das sogenannte Balanzieren des vorliegenden Budgets trotz aller ange-
wandten Sparsamkeit nur ein fiktives ist, da in Wirklichkeit rund nahezu
27 Millionen laufende Ausgaben nur durch außerordentliche Einnahmen,
die sich aus dem Verkauf von Staatsgütern (14,460,000) und anderen im
Besitz des Staates befindlichen Finanzwerten (12,500,000) ergeben. Ferner
erwähnt der Staatshaushalt mit keinem Wort der der Bank von Spanien
ungedeckt laut Ausweis vom 26. Oktober in laufender Rechnung oder gegen
Wechsel schuldigen 248 Millionen; er übergeht ferner mit Stillschweigen,
daß ein großer Teil der Einnahmen aus Monopolen, Eisenbahnen 2c. be-
reits vorschußweise von den Pächtern oder Konzessionären in die Staats-
kassen abgeführt und verbraucht ist, und daß auch verschiedene in früheren
Jahren zum Zweck von Hafen-, Straßen-, Eisenbahnbauten, zur Verstärkung
der Seemacht u. s. w. aufgenommene Anleihen zu anderen Zwecken verwendet
wurden und daß diese Gelder restituiert werden müssen.
2. Hälfte November. (Die spanische Armee.) Bei den
Debatten im Kongreß und Senat beklagen wiederholt mehrere
Generale, daß die Armee nicht mehr die ihr gebührende Rolle in
der Politik spiele, daß die Kabinete nicht mehr von Generalen
präsidiert würden und daß Generale nicht mehr zu lebenslänglichen
Pairs ernannt würden.
Die „Post“ bemerkt hierzu: Es ist nicht uninteressant, daß die spa-
nische Armee 92,000 Mann zählt, worunter 21,000 Offiziere und 250 Ge-
nerale. Mehrere Tausend Offiziere und 15,000 Sergeanten haben bürger-
liche Aemter, die aus dem Budget bezahlt werden.
11. Dezember. Der Marine-Minister Rodriguez Arias,
reicht seine Demission ein. Den unmittelbaren Anstoß, bemerkt
die „Köln. Ztg.“, scheint eine parlamentarische Erörterung gegeben
zu haben, in welcher zur Sprache kam, daß die von der spanischen
Industrie gelieferten Kanonenboote sich als durchaus unbrauchbar
erwiesen. Der Ministerpräsident Sagasta ersuchte Arias, bis zur
Umbildung des Kabinets auf seinem Posten zu bleiben.