VI.
Frankreich.
3. Januar. (Manifest Boulangers.) In Bezug auf eine
für den 27. Januar angesetzte Ersatzwahl für das Seinedepartement
erläßt Boulanger, der sich entschlossen hat, in demselben zu kandi-
dieren, an seine Wähler ein Manifest.
Er betont darin seine republikanische Gefinnung und bestreitet
die ihm aus parlamentarischen Kreisen zugeschriebenen diktatorischen
Absichten; gerade diese Kreise hätten Frankreich durch Unfähigkeit,
niedrige Intriguen und ekelerregende Debatten in einen Zustand
der Entartung gebracht.
Während der Graf v. Paris dem royalistischen Ausschuß
Wahlenthaltung anriet, forderte das bonapartistische Zentralkomitee
direkt auf, für Boulanger zu stimmen.
21. Januar. (Neues Wehrgesetz.) Die Deputiertenkammer
genehmigt ein neues Militärgesetz unter Ablehnung der vom Senate
zu demselben beschlossenen Aenderungen.
Die Rechte protestiert gegen das Gesetz, welches eine starke Vermeh-
rung der Lasten des Landes involviere und überdies ein Gesetz ohne inneren
Zusammenhang sei. Das Militärgesetz vom Jahre 1872 sei vollständig aus-
reichend und den Bedürfnissen des Landes entsprechend. Der Kriegsminister
erwidert, das Gesetz sei nicht ein für die augenblicklichen Umstände gemachtes
Gesetz, sondern ein Gesetz für die nationale Verteidigung, Frankreich sei ge-
nötigt, 3 Millionen Menschen zum Zwecke der Verteidigung in Reih' und
Glied zu stellen. Die Genehmigung des Gesetzes erfolgt bei der Abstimmung
über dasselbe im ganzen mit 369 gegen 169 St.
27. Januar. (Ersatzwahl im Seinedepartement.) Die-
selbe führt zu einem großen Siege Boulangers. Von den 568,697
Wahlberechtigten waren 435,860 Stimmen abgegeben worden. Da-
von fielen auf Boulanger 244,070, auf Jacques 162,050.