Das deutsche Reih und seine einzelnen Glieder. (Januar 26.) 15
konstitutionelle, ich möchte sagen, die vaterlandsfeindliche Stimmung, in der
die fortschrittliche Presse sich überhaupt befindet.
Der Vorredner hat im Anfang seiner Rede die Frage berührt, in
welche Beziehungen uns die Kolonialfrage zu auswärtigen Mächten setzt.
Da kann ich die Versicherung abgeben, daß wir in dieser Frage wie in
allen übrigen — und nicht ohne Erfolg — stets bemüht gewesen sind, uns
in Fühlung mit der größten Kolonialmacht der Erde, mit England, zu halten,
daß wir auch hier nur nach Verständigung mit England vorgegangen sind
und nicht weiter vorgehen werden, als wir uns mit England zu verständigen
im stande sein werden. Also namentlich alle Gedanken, daß wir im Wider-
spruch mit England gegen den Sultan von Sansibar vorgehen follten, weise
ich absolut von mir. Sobald ich die Zustimmung von England zu irgend einer
Maßregel in der dort von uns nach freundschaftlichen Verabredungen her-
gestellten Teilung habe, werde ich Seiner Majestät vorschlagen, im Einver-
ständnis mit England vorzugehen. Im Kampf mit England vorzugehen,
im Widerstreit, oder auch nur die Maßregeln zu erwidern, die von einzelnen
untergeordneten englischen Organen uns gegenüber getroffen werden, fällt mir
nicht ein. Wir sind in Zanzibar sowohl wie in Samoa mit der englischen Re-
gierung absolut in Einigkeit und gehen mit ihr Hand in Hand (Bravo ! links):
und ich bin fest entschlossen, diese Beziehungen festzuhalten. England hat
eine große Menge von konkurrierenden Kolonialinteressen mit uns. Die
untergeordneten Kolonialorgane und die Organe der Kolonialregierungen,
welche von der Hauptregierung einen gewissen Grad von Unabhängigkeit er-
worben haben, für den das Völkerrecht noch keine genaue Definition gefunden
hat, diese Organe treten uns unter Umständen feindlich entgegen; aber
mit der englischen Regierung sind wir absolut einig. und fest entschlossen,
diese Einigkeit zu erhalten und durchzuführen. (Bravo! links.)
Und das findet namentlich Anwendung auf die Verhältnisse in Ost-
afrika, wo wir eine territoriale Teilung zwischen uns verabredet haben. Ob
die Engländer in ihrem Bezirk genau dasselbe thun, was wir in unserem,
das ist ihre Sache; das haben wir nicht zu kontrollieren. England ist eine
große unabhängige Macht, die ihre eigene Politik verfolgt. Daß wir von
den Engländern irgend einen Beistand in unserer Machtsphäre verlangen
sollten, ist uns nirgends beigekommen. Namentlich zu territorialen Expedi-
tionen, was ich abessinische Kriege nenne, irgendwie England zu verleiten, —
wir haben gar keine gemeinsamen Gegner, wir haben nur lokale Gegner, —
das liegt ganz außerhalb aller politischen Möglichkeit und ist eine Erfindung
lügenhafter Zeitungen in England sowohl wie hier. — —
Ich habe mir eine Anzahl von Notizen gemacht, die ich nicht mehr
verstehe, weil ich mich, nicht mehr erinnere, wovon sie handeln.
Vertrauliche Mitteilungen sind in der Vorlage in Aussicht gestellt,
aber in der Kommission doch in keiner Weise zu erwarten. Die Kommision
halte ich nicht für ein Organ für vertrauliche Mitteilungen. Wenn die
Kommission in der Lage wäre, ihre Thüren zu schließen und à huis clos
ihre Sitzungen zu halten, so wäre sie auch dann sehr zahlreich, und ich will
über die Möglichkeiten, die bestehen bleiben, mich jeder Aeußerung enthalten.
Wenn aber die Möglichkeit da ist, daß eine Korona von 200 Abgeordneten
sich der Kommission beigesellt, dann bin ich gern bereit, alles, was ich in
der Kommission sagen könnte, auch im Plenum zu sagen. (Heiterkeit.)
Was uns eine gewisse Zurückhaltung in manchen Beziehungen em-
pfohlen hat, das mögen teils die internationalen Beziehungen zu konkur-
rierenden englischen Interessen sein, die ich eben berührt habe, teils aber
auch die militärischen Fragen in Bezug auf dasjenige, was wir für die
2 Millionen, die wir von Ihnen erbitten, anschaffen. Würde das spezifiziert