Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfter Jahrgang. 1889. (30)

Schweden und Norwegen. (Januar 17.—Februar 25.) 273 
nicht möglich, denn nach dem § 9 des angeführten Gesetzes soll die ganze 
taugliche Mannschaft jährlich ausgehoben, und was davon nicht zur Flotte, 
zur Reiterei, zur Artillerie und so weiter, deren Zuwachs bestimmt ist, ge- 
nommen wird, soll der Infanterie zugeteilt werden. Das vorgelegte Er- 
gänzungsgesetz erhöht die Landwehrbataillone der zwei seeländischen Brigaden 
auf sechs Kompanien und trifft Veränderungen in den Uebungen der Land- 
wehr. Forthin sollen bei jedem Infanterie-Bataillon und bei jedem Reiter- 
Regiment drei Landwehroffiziere stets im Dienste sein. 
2. Hälfte Dezember. (Ministerwechsel.) Die „Frankf. 
Ztg.“ meldet, 
„es werde der Minister des Aeußern Rosenörn-Lehn nach Neujahr 
aonn Amte zurücktreten und der Kultusminister Scavenius den Posten über- 
nehmen. 
XIII. 
Schweden und Norwegen. 
17. Januar. (Schweden: Eröffnung des Reichstags.) 
Der Reichstag wird mit einer Thronrede eröffnet, in der die Freude 
über den Besuch des deutschen Kaisers ausgesprochen wird. 
Unter den angekündigten Gesetzvorlagen befinden sich Maßregeln be- 
treffs Arbeiterversicherung. Der Ueberschuß des Budgets beläuft sich auf 
etwa 10 Millionen Kronen, hauptsächlich durch die Zolleinnahmen bedingt. 
8. Februar. (Norwegen: Eröffnung des Storthing.) 
Der Storthing wird mit einer Thronrede eröffnet. 
Dieselbe kündigt die Vorlegung von Gesetzentwürfen an betreffend die 
Erweiterung der Wirksamkeit der Staatsbanken, die Volksschulen, die Han- 
dels= und Schiffsregister, die Aufsicht über die Arbeiten in den Fabriken. 
die Arbeitszeit in den verschiedenen Industriezweigen. Das Budget giebt 
den Ueberschuß auf 200,000 Kronen an. 
25. Februar. (Norwegen: Mißtrauensvotum gegen 
die Regierung.) Im Storthing bringt Abg. Berner eine Inter- 
pellation zur Verhandlung des Inhalts: 
„Im Hinblick auf das Ergebnis der Wahlen, welches beweist, daß 
die überwiegende Majorität des Storthings kein Vertrauen zur Regierung 
hat, spricht dasselbe die Ansicht aus, daß das Wohl des Landes erfordert, 
daß die Regierung Sr. Majestät dem Könige anempfiehlt, die Leitung des 
Landes anderen Händen anzuvertrauen." 
Doch wird über diesen Antrag mit 71 gegen 39 Stimmen 
zur Tagesordnung übergegangen, weil für die Mehrheit, wie Abg. 
Stang erklärt, der geeignete Zeitpunkt, das Ministerium Sverdrup 
zu stürzen, noch nicht gekommen sei. 
Europ. Geschichtskalender. Bd. XIXx. 18
	        
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