274 Schneden un Norwezen. (März 6.— Juli 12.)
6. März. (Schweden: Seine Stellung zu Deutsch-
land.) In der zweiten schwedischen Kammer bringt der Deputierte
Bexell eine Interpellation ein, die dahin geht,
„ob ein mündliches oder schriftliches Uebereinkommen mit dem Deut-
schen Reiche getroffen oder in Aussicht genommen sei betreffs der Haltung
Schwedens während eines eventuellen Krieges zwischen Deutschland und einer
anderen Macht und ob diese Haltung von den strengen, unparteiischen Regeln
der Neutralität abweiche.
Doch lehnt die Kammer nach einigen Tagen die Besprechung
der Interpellation ab.
26. April. (Schweden: Deutscher Handelsvertrag.)
In der zweiten Kammer wird vom Abgeordneten Bexell der Antrag
auf Kündigung des Handels= und Schifffahrtsvertrages mit Deutsch-
land eingebracht. Die Beratung des Antrags wird indes, weil
dieser zu spät eingebracht worden sei, verweigert.
14. Mai u. ff. (Schweden: Sozialistengesetz.) Die erste
Kammer nimmt ein Sozialistengesetz mit 83 gegen 25 Stimmen
an. Dagegen nimmt die zweite Kammer das Gesetz nur in ein-
geschränkter Form mit 114 gegen 95 Stimmen an. Da die Kam-
mern ungleiche Beschlüsse gefaßt haben, fällt die Regierungsvorlage
weg, wenn nicht eine vollständige Einigung zwischen den Kammern
erreicht wird. Infolgedessen schließt sich die erste Kammer der Ein-
schränkung an. Diese lautet nach der „Köln. Ztg.“ auf Wegfall
der Strafbestimmungen gegen diejenigen, „welche zu Handlungen
verleiten, die Drohungen gegen die gesellschaftliche Ordnung ent-
halten oder Gefahr für deren Bestehen mit sich führen“.
Anfang Juni. (Schweden: Minister des Auswärtigen,
Graf Ehrenswärd) nimmt seinen Abschied wegen der maßlosen
Angriffe, die das Ministerium wegen der Zurückhaltung des schwe-
disch-norwegischen Gesandten in Paris von den offiziellen Aus-
stellungsfeierlichkeiten erfährt.
27. Juni. (Norwegen: Mißtrauensvotum gegen die
Regierung.) Im Storthing bringt der Advokat Stang folgenden
Antrag ein:
„Das Storthing hält es für seine Pflicht, vor seinem Auseinander-
gehen als seine Ansicht auszusprechen, daß der gegenwärtigen Regierung das
erforderliche Ansehen, sowie die Unterstützung der Nationalversammlung und
der Bevölkerung fehle, um die Angelegenheiten des Landes in einer glück-
bringenden Weise wahrzunehmen.“
Infolge des Mißtrauensvotums kommt es zur Demission
des Ministeriums.
12. Juli. (Norwegen: Neues Kabinet.) Es konstituiert