Kumänien. (April 1. Hälfte —11.) 299
zu verzichten, durch Dekret des Königs zum „Prinzen von Rumä-
nien“ ernannt.
1. Hälfte April. (Kabinetswechsel.) In der Deputierten-
kammer macht der Minister-Präsident Rosetti die Mitteilung, daß
das Kabinet seine Demission gegeben habe.
Die Ministerkrisis entstand infolge der jüngsten von Vernesco bean-
tragten Ernennungen im Richterstande, die zu Meinungsverschiedenheiten im
Schoße des Kabinets führten. Diese Ernennungen Vernescos scheinen nicht
nur im Kabinet, sondern auch in den Gerichtshöfen selbst auf Widerstand
gestoßen zu sein. So meldet man aus Bukarest der „Magdeb. Ztg.“: Beim
Kassationshofe konnte ein Urteil in mehreren Prozessen nicht gefällt werden,
weil die älteren Rihter sich weigerten, mit den von Vernesco neu ernannten
Richtern zusammen zu arbeiten,
Der rumänische Senat spricht seine Ansicht dahin aus, daß
die einzig mögliche Lösung der bestehenden Krisis in der Bildung
eines Ministeriums Catargi bestehe. Der Präsident des Senats
wird beauftragt, dies dem Könige mitzuteilen.
Catargi wird auch vom König mit der Kabinetsbildung be-
auftragt. Da über die Personalfrage indes keine Einigkeit zu er-
zielen ist, lehnt er ab. Jetzt wird General Floresco mit dieser
Aufgabe betraut. Nachdem auch dieser abgelehnt, greift der König
zu Catargi zurück. Dieser bildet dann ein Ministerium, worin er
neben der Präsidentschaft das Portefeuille des Innern, General
Manu das des Krieges, Vernesco die Finanzen, Gherassi die Justiz,
Peucesco die Domänen, Lahovary das Aeußere und Boeresco den
Unterricht übernimmt. Zwei der Minister sind liberal, die andern
liberal-konservativ.
Die „Köln. Ztg.“ schreibt in Bezug auf dies Kabinet:
Alles in allem stellt sich das Ministerium Catargi als ein Versuch
der politisch unfähigsten und nichtsnutzigsten Elemente der alten herunter-
gekommenen Bojarenpartei dar, wieder zu Macht zu gelangen und Rumänien
oligarchisch zu beherrschen; dieser Versuch wird schließlich — des sind wir
gewiß — scheitern, aber schon der bloße Versuch eröffnet eine Periode schwerer
innerer Kämpfe auf Kosten der wichtigsten Interessen des Landes, mit denen
seit einem Jahre überhaupt ein frevelhaftes Spiel getrieben wird.
11. April. (Interpellation.) In der Deputiertenkammer
beantwortet der neue Minister-Präsident Catargi eine Interpellation
des radikalen Abg. Jones-Pano und erklärt,
Rumänien müsse die Politik der Neutralität beobachten, es werde auf
seinem Territorium weder fremde Intriguen, noch Zettelungen gegen die
Ordnung und Sicherheit der benachbarten Staaten dulden. Der König habe
allezeit die Verfassung geachtet. Die Kabinete allein seien für die äußere
und innere Politik verantwortlich; ein persönliches Regime sei unmöglich,
da die Kammer derartige Regierungen zu stürzen vermöge. Der Fehler liege
immer am Lande, wenn es schlechte Regierungen dulde. Wenn im Falle