Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfter Jahrgang. 1889. (30)

316 Griehenland. (Februar 2. Hälfte — August 5.) 
bereiten solle, er habe aber selbständige Succession im Todesfalle des Fürsten 
Nikolaus. 
13. Oktober. 1200 Familien von angeblich notleidenden Mon- 
tenegrinern beginnen in Serbien einzuwandern und werden im 
Torplitzer Thal in Süd-Serbien angesiedelt. 
XIX. 
Griechenland. 
2. Hälfte Februar. (Partielle Ministerkrisis.) Der Unter- 
richtsminister Maneta reicht sein Entlassungsgesuch ein. Der König 
nimmt dies an und betraut den Marineminister Theotokis einst- 
weilen mit der Stellvertretung. 
26. März. (Maßnahmen für die königliche Familie.) 
Die Kammer nimmt mit 90 gegen 10 Stimmen drei vom Mini- 
sterium vorgelegte auf die königliche Familie bezügliche Gesetze an. 
Das erste derselben betrifft die Umrechnung der in Drachmen bewil- 
ligten Civilliste in Franks, durch das zweite wird der Prinzessin Alexandra, 
welche sich demnächst mit dem Großfürsten Paul verheiratet, eine Dotation 
von 400,000 Franks gewährt, das dritte bezieht sich auf einen Kredit von 
600,000 Franks zur Erbauung eines Palais für den Kronprinzen. 
5. August. (Zirkularnote wegen Kreta.) In einer Zir- 
kulardepesche an die Mächte klagt die griechische Regierung über 
die ungenügende Weise, in welcher die türkischen Behörden gegen- 
über den Unruhen auf Kreta gehandelt haben. Die griechische Re- 
gierung müsse dringend an die Großmächte appellieren, sofort eine 
hinreichende Militär= und Seemacht nach Kreta zu senden, es würde 
sonst der hellenischen Regierung unmöglich sein, davon abzustehen, 
selbst energische Maßregeln zu ergreifen. 
Graf Kalnoky beantwortet die Note mit der Erklärung, der Vor- 
schlag der griechischen Regierung sei nicht ausführbar. Lord Salisbury 
erklärt in einer Depesche an Sir Robert Morier vom 9. August, er könne 
nicht zugeben, daß die Vorgänge einen rechtskräftigen Grund für thatsächliche 
Intervention seitens Griechenlands böten. Der englische Botschafter sei an- 
gewiesen, die Pforte zu benachrichtigen, die englische Regierung hoffe, daß 
die Pforte unverweilt die Ordnung wiederherstellen werde. Crispi tele- 
graphiert nach Berlin, Wien und London, er sähe keinen Grund für die 
Rüstungen Griechenlands, dessen Haltung er für sehr unverständig halte. 
Die Deutsche Regierung empfiehlt der Pforte, die Ordnung auf Kreta 
sofort durch türkische Truppen wiederherstellen zu lassen. Deutschland könnte
	        
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