Eriechenland. (Oktober 27.—Dezember 16.) 317
das Verlangen Griechenlands nicht annehmen. In ähnlicher Weise äußert
sich Herr v. Giers. Der französische Minister des Aeußeren, Spuller,
endlich drückt dem griechischen Gesandten sein Erstaunen über das griechische
Zirkular aus, welches der früheren Sprache des Ministers Trikupis zu-
widerlaufe.
27. Oktober. Vermählung des Kronprinzen Konstan-
tin, Herzogs von Sparta, mit Prinzessin Sophie von Preußen
(vgl. Deutsches Reich S. 129).
11.—12. Dezember. (Interpellation wegen Kreta.) In
der Deputiertenkammer interpelliert Dep. Delyannis die Regierung
betreffs der Lage Kretas.
Er kritisiert die an die Mächte gerichtete Note, wie dieselbe in den
Zeitungen veröffentlicht ist, hebt die in derselben enthaltenen Widersprüche
hervor und behauptet, daß die Pforte nicht im stande sei, die Ordnung
wiederherzustellen. Zum Schluß erwähnt der Redner, daß der Minister-
präsident Trikupis die Ausfuhr von Waffen verboten habe, daß die Oppo-
sition gezwungen sei, das Wort zu nehmen, weil die griechischen Interessen
schlecht wahrgenommen seien.
Ministerpräsident Trikupis erwidert, die hellenische Regierung sei allein
Richter über die hellenischen Interessen im Orient. Ihr stehe es zu, den
Umständen gemäß zu sprechen oder zu handeln. Es sei nicht wahr, daß sie
die Ausfuhr von Munition verboten habe, das Verbot erstrecke sich nur auf
die dem Staate gehörende Munition. Angesichts der gegenwärtigen Lage in
Europa könne er nicht anders, als den Kretensern Mäßigung anzuraten.
Nebenbei spricht der Ministerpräsident von der wenig wohlwollenden Stim-
mung, welche die Pforte jedesmal an den Tag lege, wenn es sich um eine
Griechenland berührende Frage handle. Er erklärt zum Schluß seiner Rede,
die Regierung werde ihre Vorbereitungen und die Wiederherstellung der
Finanzen fortsetzen, um eine sichere Grundlage in dem Zeitpunkte zu haben,
wo sie es für angezeigt halten würde, zu handeln. Der Deputierte Rally
klagt die Regierung an, sie habe die Armee desorganisiert und sie sei mit-
schuldig an den Grausamkeiten der Türkei auf Kreta. Diese Rede ruft leb-
hafte Proteste von seiten der Mehrheit hervor.
Am Tage darauf beendet die Deputiertenkammer die Beratung der
Interpellation über die Lage Kretas und nimmt mit 72 gegen 54 Stimmen
eine Tagesorbnung an, in welcher der Regierung ein Vertrauensvotum er-
eilt wird.
16. bzw. 18. Dezember. (Neue Interpellatiou betr.
Kretas.) In der Deputiertenkammer bringt Dep. Delyannis eine
neue Interpellation über die kretensischen Angelegenheiten ein.
Am 18. erklärt jedoch die Regierung, daß sie eine Antwort
auf die Interpellation von Delyannis über die kretensische Ange-
legenheit ablehne.