322 Mittel= und Südemeriks. (Januar Anfang—Juni 8.)
auf. Der Präsident empfiehlt eine Revision des Tarifs und Einführung
eines gleichmäßigen Schätzungsmodus in allen Häfen, jedoch unter Berück-
fichtigung eines billigen Schutzes der einheimischen Industrie. Ungleichheiten
seien zu beseitigen, das Prinzip des Schutzes jedoch beizubehalten. Die Bot-
schaft mißbilligt jede beträchtliche Zunahme in der Ausprägung von Silber-
dollars. Während der Präsident sich für eine Verbesserung des Küstenver-
teidigungs-Systems, für eine weniger leichte Naturalisation sozialistischer
Einwanderer und für eine Vermehrung der Kriegsmarine ausspricht, bedauert
er das Zurückstehen der amerikanischen Handelsmarine hinter derjenigen
anderer Nationen, spricht sich günstig für liberale Subvention amerikanischer
Dampferlinien nach Zentral-Amerika, Süd-Amerika, China, Japan und den
bedeutenderen Inseln aus und empfiehlt die Bildung einer natürlichen Re-
serve, der Kriegsmarine aus Handelsschiffen.
5. Dezember. (Silberfrage.) Dep. Windom legt dem Kon-
greß einen Bericht vor, der die Silberfrage zum Gegenstande einer
eingehenden Erörterung macht und die Ausgabe von Schatznoten
gegen Deponierung von Silberbarren zum Marktpreise des Silbers
zur Zeit der Deponierung empfiehlt.
Diese Noten sollen auf Verlangen in Silberbarren im gleichen Werte
mit dem Nennwerte der Noten zahlbar sein. Die Zahlung soll erfolgen
zum Marktpreise von Silber oder in Gold nach dem Belieben der Regierung
oder auch, wenn der Besitzer der Noten es verlangt, in Silberdollars. Der
Bericht empfiehlt zugleich die Abschaffung der zwangsweisen Silberprägung.
18. Dezember. Der Kongref beschließt, entsprechend dem Vor-
schlage des Präsidenten Harrison, die Verlängerung des inter-
nationalen Kongresses der See-Ufer-Staaten bis zum
1. März 1890.
XXI.
Mittel- und Südamerika.
Anfang Januar. (Mexiko: Einfuhrzölle.) Der mexi-
kanische Regierungsanzeiger („Diario Official"“) vom 5. Dezember
v. J. veröffentlicht, wie jetzt in Europa bekannt wird, eine Ver-
ordnung vom 30. November, durch welche vom nächsten 1. Februar
ab eine Erhöhung der Einfuhrzölle um 2 Prozent „behufs Be-
streitung der Kosten für Hafenverbesserungen“ verfügt wird.
8. Juni. (Brasilien: Kabinetswechsel.) Da sich die
konservative Partei infolge der Sklavenemanzipation in zwei Frak-
tionen geteilt, von denen die eine Entschädigung der Sklavenbesitzer
verlangte, während die andere dies für unausführbar hält, beauftragt