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„Bombay Times“ ein englisches Urteil über die deutsche
Kolonialpolitik in Östafrika. Darin heißt es:
„Thatsächlich haben die Deutschen mehr zur Unterdrückung des Sklaven-
handels gethan, indem sie zu gleicher Zeit in weniger als einem Jahre meh-
rere hundert Meilen Küstenland sich zu eigen machten, als die Engländer
seit 1874 erreicht haben.
„Man kann mir Glauben schenken, wenn ich sage, daß früher oder
später die Britische Gesellschaft gezwungen sein wird, ihre Versöhnungs-
thätigkeit auzugeben und ihre Zuflucht zu den Waffen zu nehmen, da sie
mit dem Augenblick, da die Rupienflut versiegt, notwendigerweise in Schwierig-
keiten geraten wird.“
1. Hälfte Oktober. (Eine Britisch-Südafrikanische Ge-
sellschaft) wird mit einer Million Pfund Kapital gegründet. Sie
beabsichtigt im Gebiet der großen Seen und am Zamlbesi festen
Fuß zu fassen.
19. Oktober. (Sansibar: Freiheit der Sklavenkinder.)
Der Sultan gibt dem englischen Generalkonsul Portal das schrift-
liche Versprechen, daß alle Kinder von Sklaven, die nach dem
1. Januar nächsten Jahres geboren werden, frei sein sollen.
22. Oktober. (Deutschland: Protektoratserklärung.)
Der „Reichsanzeiger“ bringt nachstehende Bekanntmachung:
„Das an der ostafrikanischen Küste zwischen der Nordgrenze von Witu
und der Südgrenze der dem Sultan von Witu gehörigen Station von Kis-
maju belegene Gebiet ist auf Grund der mit den dortigen Sultanen und
Häuptlingen geschlossenen Verträge und vorbehaltlich wohlerworbener Rechte
Dritter unter den Schutz Sr. Majestät des Kaisers gestellt worden."“
Anfang November. (Großbritannien: Abtretung des
Swazilandes.) Gordon Sprigg, der Gouverneur des Kaplands,
tritt für die Abtretung des Swazilandes an Transvaal ein.
Ueber die Gründe, welche England zur Ablehnung von Swaziland
in Südafrika veranlassen, sowie über die Bedingungen, welche den Boeren
bei der Uebernahme dieses Gebietes auferlegt werden sollen, schreibt die
„Köln. Ztg.“: Wenn England ein angetragenes Gebiet ablehnt, so darf
man von vornherein annehmen, daß es nicht viel wert ist; und so verhält
es sich thatsächlich mit Swaziland. Swaziland ist eine Transvaal-Enklave
und ist überhaupt nur durch fremdes, holländisches, portugiesisches oder
Amatonga-Gebiet zu erreichen. Zwar ließe sich Amatonga-Land gleichfalls
einstecken, aber dies brächte zunächst die Portugiesen wieder in Harnisch und
würde die Schaffung einer kostspieligen Straße durch Sumpfland und die
Höhen des Lekombo-Gebirges benötigen. Für England wäre also Umbadines
Land eine Bürde, also besser, man gibt es den Boeren und stellt Bedingungen.
Diese Bedingungen waren dreifach. Erstens hätten die Boeren im Trans-
vaal sich jeder Ausdehnung nach Norden und Westen zu enthalten, damit
die neue Südafrikanische Gesellschaft in Frieden gedeihe und damit die Eisen-
bahn vom Kimberley nach Norden durch Britisch-Betschuanaland keine Be-
hinderungen erfahre. Zweitens sollten sie den Goldgräbern im Swaziland,
die sämtlich Engländer sind, politische Rechte gewähren. Die Folge würde
sein, daß dieselben bei ihrer Uebermacht bald den entscheidenden Einfluß auf