206 Grofbritannien. (Februar 13.)
Meine Lords und Meine Herren! Mit Betrübnis habe Ich von der
in der Landwirtschaft weit verbreiteten Not Kenntnis genommen. Es steht
zu hoffen, daß einige der Ursachen, welche diesen Zustand mit hervorge-
bracht haben, nur zeitweiliger Natur sind. Aber Ich zweifle nicht daran,
daß Sie dieser Angelegenheit Ihre ernstliche Aufmerksamkeit schenken und
dieselbe reiflichst in Erwägung ziehen werden.
Der in Irland proklamierte Belagerungszustand ist aufgehoben wor-
den, und es gereicht Mir zur großen Befriedigung, erklären zu können, daß
die Lage des Landes in Bezug auf agrarische Verbrechen in fortwährender
Besserung begriffen ist. Eine oesuerage wird Ihnen bei der ersten, sich
bietenden Gelegenheit in Bezug auf die Regierungsweise in Irland unter-
breitet werden. Dieselbe ist mit dem Wunsche vorbereitet worden, zur Zu-
friedenheit des irischen Volkes beizutragen, dem Parlament eine wichtige
Erleichterung in seinen Arbeiten zu verschaffen und erhöhte Sicherheit für
die Stärke und Einigkeit des Reiches zu etablieren. Bills zur Amendierung
des in Großbritannien bestehenden Regierungssystems werden Ihnen vor-
gelegt werden. Ferner wird Ihnen eine Vorlage für kürzere Parlaments-
dauer und für ein gleiches Wahlrecht durch die Beschränkung eines jeden
Wählers auf eine Stimme unterbreitet werden.
Verschiedene Bills werden Ihnen in Bezug auf die Arbeitsverhält-
nisse vorgelegt werden. Unter diesen befinden sich Vorlagen in Bezug auf
die Verbindlichkeit der Arbeitgeber, die Arbeitsstunden der Eisenbahnbeamten
und das Verschwörungsgesetz. Ihre Aufmerksamkeit wird ferner in An-
spruch genommen werden in Bezug auf die Verbesserung der Lokalverwal-
tung, die Kreirung von Kirchspielversammlungen, die Erweiterungen der
Gerechtsame des Londoner Grasschaftsrats, die Vermeidung eines ferneren
Anwachsens neuer Privilegien der Staatskirche in Schottland und Wales,
direkte lokale Kontrolle des Handels in Spirituosen und andere Maßregeln
zur allgemeinen Wohlfahrt.
Ich bete zu Gott dem Allmächtigen, daß er Sie erleuchte und in
Ihren Beratungen segne.“
13. Februar. (Unterhaus.) Gladstone bringt die Home-
rule-Bill für Irland ein.
Er erklärt, ein parmanentes Zwangsgesetz für Irland sei unmöglich.
Bei Errichtung der Union seien Irland gleiche Gesetze wie England ver-
sprochen, dieses Versprechen sei jedoch niemals erfüllt worden. Fünf Sechstel
der irischen Abgeordneten seien Nationalisten. Er wolle gegen England
keinerlei Drohung richten, aber wenn dasselbe gegen die irischen Forderungen
ewigen Widerstand leiste, werde es seine Kräfte erschöpfen. In der im Jahre
1886 eingebrachten Vorlage seien fünf unabänderliche Hauptprinzipien auf-
gestellt worden, an denen festzuhalten die Regierung bestrebt sei. Der Zweck
der jetzigen Vorlage sei die Errichtung einer legislativen Körperschaft mit
dem Sitze in Dublin für die legislativen und administrativen irischen An-
gelegenheiten. Die Regierung wünsche nichts zu thun, was mit der Reichs-
einheit unvereinbar sei. Sie wünsche vielmehr, dieselbe durch die Ausdeh-
nung der lokalen Selbstverwaltung zu stärken. Für die Suprematie des
Reichsparlamentes werde in der Einleitung zur Homerule-Bill Sorge ge-
tragen, indem dort ausdrücklich gesagt sei, daß die Bill eingebracht werde,
um ein irisches Parlament zu errichten, ohne die Oberherrschaft des Reichs-
parlamentes zu beeinträchtigen oder zu beschränken. Die irische legislative
Körperschaft werde aus dem legislativen Rat und der legislativen Versamm-
lung bestehen. Der Bizekönig werde auf 6 Jahre ernannt werden, sei aber
der eventuellen Absetzung durch die Krone unterworfen. Auf die Oualifi-