296 Lerbien. (Jan. 23.— April 13.)
XVIII.
Serbien.
23. Januar. Aussöhnung zwischen König Milan und Königin
Natalie.
In dem Briefe, worin König Milan seine Versöhnung mit Königin
Natalie der Regierung mitteilt, stellte er im Namen der Königin das Er-
suchen, der Ministerpräsident möge beim Metropoliten einwirken, daß die
Scheidung rückgängig gemacht werde. Infolgedessen fand eine Sitzung der
Synode statt, an der sämtliche Bischöfe teilnahmen und einstimmig erklärten,
der Scheidungsakt des früheren Metropoliten sei unkanonisch und sei wider-
rechtlich erfolgt, die Ehe des königlichen Elternpaares sei demgemäß gar
nicht aufgelöst. Auf Grund dieses Beschlusses erteilte der Metropolit der
Versöhnung des Elternpaares seinen Segen, wofür sich der König Alexander
beim Metropoliten persönlich bedankte.
18. März. (Belgrad.) Wahlen zur Skuptschina. Es find
66 Liberale, 64 Radikale und 3 Fortschrittler gewählt.
26. März. Besuch der Königin Natalie von Serbien in
Konstantinopel vgl. Türkei.
6. April. (Belgrad.) Eröffnung der Skuptschina. In der
Sitzung waren sämtliche Abgeordnete und Minister anwesend. Die
liberalen Deputierten wählen unter lebhaftem Widerspruche der
Radikalen den Unterrichtsminister Georgevitsch zum Alterspräsi-
denten. Als derselbe die Auslosung in die Sektionen vornehmen
lassen will, verlangen die Radikalen unter großer Unruhe zu-
nächst die Auszählung des Hauses unter Namensaufruf, um den
Nachweis der Stimmengleichheit mit den Liberalen zu erbringen.
Nach heftigen Debatten verlassen die Radikalen unter Führung von
Pasitsch und Sava Gruitsch in corpore den Sitzungssaal. Hierauf
erklären Garaschanin und Navakovitsch namens der Fortschritts-
partei, die Skupschtina sei nicht beschlußfähig, da weniger als 68
Mitglieder anwesend wären, und verlassen ebenfalls den Saal. Der
Minister des Innern bezeichnet es als eine Pflicht der im Saal
Zurückgebliebenen, Verfassung und Gesetzmäßigkeit der Zustände auch
unter den schwierigsten Verhältnissen hochzuhalten; nach dem Wort-
laut des Gesetzes und der Geschäftsordnung sei die Versammlung
beschlußfähig. (Beifall.) Nunmehr werden die Sektionen ausgelost
und der Verifikationsausschuß gewählt, worauf die weitere Sitzung
ohne Störung verlief.
13. April. (Belgrad.) In einem Manifest erklären die
radikalen Mitglieder der Skuptschina, daß sie infolge der ungesetz-