188 Greßbritannien. (Januar 22.— 31.)
Die „Times“ sagt über die Motive zu dem Aschantifeldzuge: „Wir
standen in Gefahr, von den Märkten Innerafrikas von der Westküste aus
abgeschnitten zu werden. Die Franzosen rücken rechts und links von uns,
von der Elfenbeinküste und von Dahome aus nach dem Innern vor, und
es ist eine unabweisliche Notwendigkeit für uns, daß wir uns selbst einen
Weg nach denselben Gegenden sichern. Die Besetzung Kumassis thut das
und wendet von uns das Unglück ab, uns von den Märkten des Innern
abgeschnitten zu sehen."“
22. Januar. Prinz Heinrich v. Battenberg, der Schwieger-
sohn des Prinzen v. Wales, der den Feldzug gegen Prempeh mit-
gemacht hatte, in Afrika am Fieber f.
29. Januar. (London.) Konstituierende Versammlung der
britischen Reichsliga.
Die Hauptziele der Liga, deren Vorsitzender der Herzog v. Devonshire
ist, find die Sicherung einer dauernden Einheit des Reichs, die Förderung
des Handels zwischen dessen einzelnen Teilen und die Herbeiführung einer
Abänderung derjenigen Verträge, welche dem Abschlusse wechselseitiger
Handelseinrichtungen zwischen den verschiedenen Teilen des britischen Welt-
reiches entgegenstehen. (Vgl. Rathgen, der Plan eines britischen Reichszoll-
systems, Preuß. Jahrb. 86, 3.)
Ende Januar. Gerüchte über ein russisch-türkisches Bünd-
nis und die Teilung der Türkei.
In verschiedenen englischen Zeitungen wird behauptet, daß zwischen
Rußland, England, Frankreich, Italien und Oesterreich über eine Teilung
der Türkei verhandelt werde, bald darauf wird von einem russisch-türkischen
Bündnisse berichtet; Rußland wolle dem Sultan den Thron garantieren
und dafür Kleinasien besetzen. In der auswärtigen Presse finden die Be-
hauptungen wenig Glauben, es wird angenommen, daß sie die öffentliche
Aufmerksamkeit von Südafrika ablenken sollen.
31. Januar. (London.) Salisbury über die auswärtige
Politik.
Auf einem Mahle der „Nonkonformistenvereinigung“ äußert der
Premierminister Lord Salisbury u. a.: Transvaal habe die Kontrolle
über seine eigenen inneren Angelegenheiten, und was die Kontrolle über die
auswärtigen Angelegenheiten betreffe, die in der That ernstlich beschränkt
sei, so sei jetzt zugegeben, daß Transvaal sich an die auswärtigen Mächte
um Unterstützung wandte. Was die venezuelische Frage betreffe, sei Eng-
land durchaus ein Anhänger der Monroelehre, so wie sie vom Präsidenten
Monroe aufgefaßt worden sei. Salisbury brachte hierauf seine Sympathie
mit den Armeniern zum Ausdruck und bemerkte, zu der Behauptung, daß
die Regierung verpflichtet sei, den Armeniern zu helfen, d. h. gegen den
Sultan Krieg zu führen, könne er nur sagen, daß sechs Mächte die Durch-
führung der Reformen überwachen würden. In dem Berliner VBertrage
hätten die Mächte nicht einer außenstehenden Person, sondern sich gegen-
seitig das Recht zugestanden, über die Ausführung der Reformen zu wachen,
wenn der Sultan gewisse Reformen einführen sollte. Auch die Uebereinkunft
über Cypern verpflichte England nicht, zu gunsten der unterdrückten Unter-
thanen des Sultans einzuschreiten. Es bestehe nicht das geringste Anzeichen,
daß England sich einmischen würde, um den Sultan zu zwingen, die Arme-