Großbritannien. (Februar 4.—14.) 189
nier in einer Weise zu regieren, wozu er nicht geneigt sei. Die Reformen
erheischen Zeit zur Durchführung.
4. Februar. Kolonialmin. Chamberlain ladet auf Vor-
schlag der Kapregierung den Präsidenten der Südafrikanischen Re-
publik, Krüger, ein, nach London zu kommen, um über die Re-
gelung der Stellung der Ausländer in Transvaal zu verhandeln.
11. Februar. (London.) Eröffnung des Parlamentes. In
der Thronrede heißt es:
„Ich empfange fortgesetzt von den anderen Mächten Versicherungen
freundschaftlicher Gesinnungen. Zwischen meiner Regierung und der der
französischen Republik ist ein Abkommen getroffen worden, welches den
Zweck hat, die Unabhängigkeit des Königreiches Siam noch mehr zu sichern.
Die Kommissare für die Feststellung der Grenze zwischen Indien und Afghani-
stan einerseits und den Ländern des Kaisers von Rußland andererseits
haben sich über die Grenzlinie geeinigt; diese Linie ist sowohl von mir als
auch von dem Kaiser von Rußland genehmigt worden. Die Regierung der
Vereinigten Staaten hat den Wunsch ausgedrückt, an der Beilegung der
Streitigkeiten, welche seit langen Jahren zwischen meiner Regierung und
Venezuela bezüglich der Grenze zwischen letzterem Lande und dem englischen
Guyana bestehen, mitzuwirken. Ich habe dem Wunsche, daß eine billige
Regelung stattfinde, beigepflichtet und hoffe, daß die weiteren Verhandlungen
zu einer befriedigenden Regelung führen werden. Der Sultan der Türkei
hat die hauptsächlichsten Reformen in Armenien genehmigt, auf die, gemein-
schaftlich mit dem Kaiser von Rußland und dem Präsidenten der französi-
schen Republik, zu bestehen ich für meine Pflicht gehalten habe. Ich be-
dauere lebhaft, daß der fanatische Aufruhr eines Teiles der türkischen Be-
völkerung in jenen Provinzen zu einer Reihe von Greuelthaten Eführt
hat, welche in unserem Lande tiefsten Unwillen hervorriefen. Der plötzliche
Einbruch einer bewaffneten Armee aus den unter der Kontrolle der eng-
lischen Südafrika-Kompagnie stehenden Gebieten in die südafrikanische Repu-
blik hat zu einem bedauernswerten Zusammenstoß mit den Streitkräften
der Burghers geführt.“ Nach der Schilderung der dortigen Vorgänge heißt
es weiter: „Nach der von dem Präsidenten Krüger bei dieser Gelegenheit
beobachteten Haltung und nach seinen freiwillig abgegebenen Versicherungen
darf ich annehmen, daß er erkennt, wie wichtig es ist, den berechtigten Be-
schwerden abzuhelfen, welche die Mehrzahl der Einwohner Transvaals vor-
bringt.“ Als wichtigsten Beratungsgegenstand des Parlaments nennt die
Thronrede die Vermehrung und Verbesserung der Seestreitkräfte. Dann
werden in der Rede Maßregeln angekündigt zur Milderung des unter der
landwirtschaftlichen Bevölkerung infolge der unglücklichen Lage der Land-
wirtschaft herrschenden Notstandes, ferner werden angekündigt eine Gesetzes-
vorlage, betreffend die Verantwortlichkeit der Arbeitgeber bei Unfällen der
Arbeiter, sowie eine Vorlage, welche die Einschränkung der Einwanderung
von ausländischen Armen bezweckt, und endlich ein Gesetz, betreffend die
agrarischen Verhältnisse in Irland.
14. Februar. (Unterhaus.) Bemerkungen Harcourts zu
den Erklärungen Salisburys (S. 188) und Marschalls (S. 28)
über die Transvaalfrage.
In der Beratung der auf die Thronrede zu erlassenden Adresse
äußert sich der Führer der Opposition Sir W. Harcourt über die Be-