Jialien. (April 29.— Mai 5.) 237
29. April. (Rom.) Die Regierung gibt mehrere Grün-
bücher über die afrikanische Angelegenheit aus.
Von dem Inhalt sind besonders wichtig die Verhandlungen mit Eng-
land. Im Januar forderte Baratieri, gegen Harrar vorgehen zu dürfen,
worauf Crispi erklärte (17. Januar), daß er das billige, daß aber die eng-
lische Regierung ein Einvernehmen mit Frankreich und die Bekanntgabe
der Einzelheiten der Expedition verlange. Dieses mache die Erlaubnis, in
Zeilah zu landen, illusorisch, weshalb sich der Weg über Assab empfehlen
würde. Am nächsten Tage verständigte Crispi Baratieri, daß der Minister-
rat das Projekt, Truppen über Assab zu entsenden, aufgegeben habe. Man-
gascha wandte sich an die Königin von England, deren Hilfe er anrief, in-
dem er erklärte, die Oberherrschaft Meneliks nicht anerkennen zu wollen.
Auf Aufforderung Italiens antwortete die britische Regierung dem Man-
gascha, es sei das Beste für ihn, wenn er mit Italien in Frieden lebe.
Minister des Auswärtigen Baron Blanc machte am 10. Februar gegenüber
dem italienischen Botschafter am englischen Hofe darauf aufmerksam, daß
die projektierte Note Englands an Mangascha keinen Unterschied zwischen
Italien und dem Ras mache, während Lord Nosebery unter anderen Um-
ständen von Italien als einer verbündeten Macht gesprochen habe. Unterm
28. Februar wurde der italienischen Regierung sodann der Wortlaut der
Note Englands an Mangascha mitgeteilt, die dem Wunsche Italiens gemäß
abgefaßt war. — Hierauf folgt eine Reihe von Dokumenten, die vom De-
zember 1895, Januar und Februar 1896 datiert sind, und Verhandlungen
zwischen der italienischen und englischen Regierung behufs Erwirkung der
Erlaubnis zur Landung italienischer Truppen in Zeilah und zum Vormarsch
von dort nach Harrar betreffen. Baron Blanc machte am 5. Februar dem
englischen Botschafter Vorstellungen über die Haltung Englands bezüglich
Harrars und sagte, wenn Harrar auf diese Weise den Feinden Italiens
durch das von England unterstützte Frankreich gesichert sei, so ergebe sich
daraus die Alternative für Italien, entweder seine kolonialen Unterneh-
mungen aufzugeben oder jede Feindseligkeit aufzunehmen, selbst eine euro-
päische. Italien würde nicht umhin können, das Parlament zum Richter
über die in dieser Hinsicht zu fassenden Beschlüsse anzurufen.
5. Mai. (Deputiertenkammer.) Der Finanzminister
legt das infolge der afrikanischen Ereignisse veränderte Budget vor.
Der Ueberschuß von 8870 374 Lire, führt der Minister aus, welchen
das rektifizierte Budget pro 1895/96 zeigte, habe sich infolge des außer-
ordentlichen Kredits von 20 Millionen für Afrika in ein Defizit von nahezu
12 Millionen verwandelt. Gleichfalls für Afrika habe das neue Kabinet
einen Kredit von 140 Millionen verlangt und bewilligt erhalten. Von
demselben seien 96 Millionen bereits in das Budget 1895 96 und 43½
Millionen in dasjenige pro 1896,97 mit ihrer Verzinsung aufzunehmen.
Infolge der anderweitigen in das Budget pro 1895/96 eingetragenen Aus-
gaben erhöhten sich dieselben insgesamt um 118595 973 Lire. Das Ergeb-
nis der Einnahmen lege es nahe, die veranschlagten Einnahmebeträge ab-
zuändern. Nach den rektifizierten für das Budget 1895/96 veranschlagten
Einnahmen würde sich ein Ueberschuß von 1411 900 Lire im Staatsschatz
ergeben. Infolge einiger außerhalb des Budgets zu machenden Ausgaben
werde jedoch der Staatsschatz ein Defizit von 2828098 Lire haben, dessen
größerer Teil wahrscheinlich durch die infolge der reichlicheren Ernte zu
erwartenden höheren Einnahmen werde gedeckt werden.