242 Italien. (Juli 3.—21.)
machungen zu verbessern, wurde ausdrücklich stipuliert.“ — Hierauf wird
der Regierung ein Vertrauensvotum mit 171 gegen 89 Stimmen erteilt.
3. Juli. (Rom.) Offiziöse Note der Regierung zu Rudinis
Außerungen über den Dreibund.
Die „Agenzia Stefani“ bringt folgende Mitteilung: „In der
Sitzung der Deputiertenkammer vom Mittwoch gab Ministerpräsident di
Rudini in Erwiderung auf die Ausführungen des Abgeordneten Fortis,
der gesagt hatte, man müsse die Bestimmungen der Dreibundverträge ver-
bessern, die Versicherung, nichts stehe dem entgegen, das im Einverständnis
mit den Vertragsmächten zu thun, wenn man die Opportunität einer Ver-
besserung erkennen sollte. Di Rudini versicherte aber auch, daß der Drei-
bund jetzt voll und ganz die Interessen Italiens garantiere. Jede Aus-
legung, die darauf hinausgeht, glauben zu machen, man wolle in dem
Vertrag Abänderungen vornehmen, ist durchaus unbegründet.“ — Die Note
ist veranlaßt durch die Beachtung, die die Rede Rudinis im Auslande ge-
funden hatte (vgl. S. 95).
10. Juli. (Deputiertenkammer.) In der Beratung
mehrerer Vorlagen über Sizilien erhält das Kabinet ein Vertrauens-
votum mit 232 gegen 139 Stimmen.
11. Juli. Demission des Kabinets.
Der Ministerrat beschließt, die Beratung der Militärgesetze bis zum
November zu vertagen. Darauf gibt der Kriegsminister Ricotti seine Demis-
sion. Infolge dessen überbringt Ministerpräsident di Rudini dem König
die Demission des ganzen Kabinets. Der König beauftragt di Rudini mit
der Neubildung des Kabinets.
14. Juli. Neubildung des Ministeriums.
Marchese di Rudini (Ministerpräsidium, Inneres und Auswärtiges
ad interim), Brin (Marine), General Luigi Pelloux (Krieg), Costa (Justiz),
Branca (Finanzen), Luigi Luzzatti (Schatz), Giulio Prinetti (Arbeiten),
Gianturco (Unterricht), Guicciardini (Ackerbau), Emilio Sineo (Post und
Telegraphie), Codronchi, Zivilkommissar für Sizilien (Minister ohne Porte-
feuille). Minister des Auswärtigen wird am 20. Juli Bisconti Venosta.
21. Juli. (Deputiertenkammer.) Rudini über die Mi-
nisterkrisis.
Ministerpräsident di Rudini verliest eine Erklärung, in der es heißt,
die Ursache der letzten Krise bezeichne den einzigen Punkt, in welchem das
Programm der Regierung jetzt abgeändert werde. Die Regierung habe sich
nach Prüfung der Lage überzeugt, daß die legislativen Dekrete vom Novem-
ber 1894, betreffend die Reorganisation des Heeres (vgl. Jahrgang 1895
S. 272), nicht zur Anwendung gelangen konnten und können, und daß es
außerdem nicht angebracht sei, andere radikale Veränderungen im Heeres-
bestande einzuführen. Es sei daher nötig, die Dinge wieder auf den Stand
zu bringen, auf dem sie sich im wesentlichen infolge der Gesetze von 1887
und 1892 befanden. Die Regierung halte es jedoch für unumgänglich
nötig, in das Kriegsbudget für 1897 98 die Summe von 230 Mill. Lire,
abgesehen von den Ausgaben für Afrika, einzusetzen; die Regierung ver-
traue, wenn der Friedenszustand fortdauere, letztere in die Grenzen, in denen
sie sich 1893 befanden, zurückzubringen. Die Regierung behalte sich vor,