Italien. (Dezember 16.) — Hie Römische Kurie. (Januar 27.) 247
Rußland unterzeichnet habe. Es habe sich damals darum gehandelt, die
Beunruhigungen zu zerstreuen, welche die Erneuerung des Dreibundes
Frankreich eingeflößt hätte, die Beunruhigungen, die bis zur Revue von
Kronstadt führten. Am 13. Oktober 1891 habe in Mailand zwischen dem
russischen Minister des Aeußern Giers und ihm eine Zusammenkunft statt-
gefunden. Es sei ihm gelungen, Giers von der vollständigen Grundlosig-
keit der vorher erwähnten Beunruhigungen zu überzeugen. Giers habe ihm
in warmen Worten für seine offene Sprache gedankt; und die französische
Regierung, welche von Giers unterrichtet wurde, habe sich beruhigt. Er
(Rudini) habe seinen Zweck erreicht, der Erneuerung des Dreibundes den
ihr mit Unrecht beigelegten bedrohlichen Charakter zu benehmen. Er habe
nach Berlin und Wien über seine Zusammenkunft mit Giers Bericht er-
stattet und der deutsche Reichskanzler Graf v. Caprivi und der österreichisch-
ungarische Minister des Aeußern Graf Kalnoky hätten ihm in warmen
Worten ihren Dank übermittelt. Das Gerücht, er habe Giers den Wort-
laut des Dreibundvertrages mitgeteilt, erklärte di Rudini für vollständig
falsch; fügte aber hinzu, es würde keine Schwierigkeit gehabt haben, diesen
Wortlaut zu veröffentlichen, vorausgesetzt, daß die Verbündeten sich vorher
darüber verständigt hätten; aber solange ein Vertrag geheim bleibe, werde
keiner der Vertragschließenden eine Indiskretion begehen. Di Rudini schließt,
das Hauptinteresse Europas, und ganz besonders Italiens, sei auch der
Friede; um denselben zu erhalten, bedürfe es keiner Geheimniskrämerei,
sondern das Gegenteil thue not, wie er es mit Giers gethan habe und wie
er es immer thun werde, so lange er im Amte sein würde.
16. Dezember. (Deputiertenkammer.) Visconti Venosta
über die angebliche Festsetzung Rußlands im Roten Meere (pvgl.
Afrika und Rußland).
Der Minister des Aeußern Visconti Venosta erklärt auf eine An-
frage des Abg. Cirmeni, die der italienischen Regierung zugegangenen
Nachrichten berechtigen zu der Versicherung, daß die Nachricht von einer
russischen Besetzung eines Punktes am Roten Meere unbegründet sei.
Einige zu einem russischen Schiffe gehörige Leute seien vor einigen Tagen
an einem Punkte der Küste gelandet, um geodätische Vermessungen vorzu-
nehmen; die Mannschaften hätten sich aber auf die Mitteilung des Orts-
vorstandes von Rahita, daß dieses Gebiet unter italienischer Schutzherrschaft
stehe, zurückgezogen. Bei der russischen Regierung eingezogene Erkundigungen
hätten ergeben, daß es sich in der That um „hydrographische Studien“ ge-
handelt habe; jede Absicht einer Besetzung sei in Abrede gestellt.
VIII.
Die RNömische Kurie.
27. Januar. Der Papst empfängt den Prinzen Ferdinand
von Bulgarien und wiederholt ihm seine bereits früher gegebene