248 Bie Rämische Kurie. (Februar.—Juni 29.)
Antwort, daß der Uebertritt des Prinzen Boris zum orthodoxen
Glauben nicht gestattet werden könnte.
Februar. Die Kurie und der Glaubenswechsel des Prinzen
Boris von Bulgarien.
Der „Osservatore romano“ veröffentlicht die auf den Uebertritt des
Prinzen Boris bezüglichen Depeschen nicht, und enthält keinerlei Kommentar
über den Beschluß des Prinzen Ferdinand. Die klerikale Presse Italiens
tadelt das Manifest des Prinzen, das im Vatikan einen sehr ungünstigen
Eindruck gemacht habe, in heftiger Weise (vgl. Bulgarien).
2. März. Der Papst empfängt die Kardinälc und Prälaten,
die ihn anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung beglück-
wünschen.
In seiner Ansprache erinnert er an die Wiederherstellung der katho-
lischen Hierarchie unter den Kopten und kündigt an, daß er unverzüglich
Bischöfe entsenden werde für die wiederhergestellten Bischofssitze in Hermo-
polis und Theben. Gleichzeitig sprach der Papst die Hoffnung aus, daß
mit Gottes Hilfe sich die katholische Einheit in einer nicht fernen Zeit ver-
wirklichen werde. Unglücklicherweise, fügt der Papst hinzu, sind wir be-
kümmert über das beklagenswerte Verfahren desjenigen, welcher das Wort
des Evangeliums vergaß und seine Seele, sowie die seines Sohnes opferte,
indem er die Gründe menschlicher Politik höher stellte als die Würde des
christlichen Gewissens. „Wolle Gott die Verirrten erleuchten und nicht zu-
geben, daß das traurige Beispiel das Werk, welches wir verfolgen, nämlich
die friedliche Ausbreitung seines Reiches auf Erden, störe oder hindere."
7. Mai. (Rom.) Kardinal Galimberti, 60 Jahre alt, 1.
15. Mai. Enzyklika des Papstes an die ungarischen Bischöfe.
Es heißt darin, der Bestand Ungarns würde nicht so lange gedauert
und das Land sich nicht so gedeihlich entwickelt haben, wenn nicht die Lehre
des Evangeliums es vom Aberglauben befreit, es das Völkerrecht achten
gelehrt und ihm Friedensliebe sowie Ehrfurcht vor seinen Fürsten eingeflößt
hätte. Die Enzyklika erinnert daran, daß die Päpste auch die bürgerlichen
Freiheiten in Ungarn unterstützten; sie beklagt, daß selbst jene, die im
Schoße der Kirche aufwuchsen, die katholische Lehre nicht so achten, wie sie
sollten. Jeder Ungar, der sein Vaterland liebt, so führt die Enzyklika aus,
sollte an der Beseitigung der Ursachen der bestehenden Zerwürfnisse mit-
wirken. Die Ehren, die der Stephanskrone bei der Uebertragung nach dem
Parlamentsgebäude erwiesen werden, würden die Ehrfurcht des Volkes ge-
genüber dem Hause Habsburg und seine Anhänglichkeit an den päpstlichen
Stuhl vergrößern, welch letzterer dem heiligen Stephan jene Krone als
Unterpfand des geschlossenen Bundes gesandt habe.
1. Juni. Der „Osservatore Romano“" teilt mit, daß der
Papst in einem Briefe an den Negus Menelik die Freilassung der
italienischen Gefangenen dringend empfohlen habe. Der überbringer
des Briefes ist Monsignore Macarius.
29. Juni. Enzyklika des Papstes über die Einheit der
Kirche.